Das Ende einer Leidenszeit
Die Magdeburger Handballer bezwingen die Füchse Berlin mit 30:26, zuvor hatten sie zehnmal in Folge verloren
Je länger man auf einen Sieg im Derby warten muss, umso mehr Spaß macht er. So sah es die Mehrzahl der 7000 Zuschauer am Dienstagabend in der Magdeburger Arena nach Ende des Bundesligaspiels SC Magdeburg gegen Füchse Berlin. Vier Jahre schon hatten die Elbestädter nicht mehr gegen den Rivalen aus der nicht allzuweit entfernten Hauptstadt gewinnen können. Dank einer deutlichen Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte konnten die Spieler des SCM diese schwarze Serie durchbrechen. »Wir haben nicht nur in der zweiten, sondern auch schon in der ersten Halbzeit unseren Vorsprung weggeschmissen«, erklärte Füchse-Trainer Dagur Sigurdsson den Reportern das 30:26 (15:15) der Magdeburger. »Magdeburg hat einfach gut gespielt.«
Sein isländischer Landsmann und Trainerkollege Geir Sveinsson hatte zuvor versucht, die Bedeutung des Matches zu relativieren. »Das ist ein Derby, aber auch da geht es um Punkte. Man bekommt immer zwei Punkte, egal gegen wen man spielt.« Der gern beschworene Gegensatz zwischen dem Traditionsverein SCM und den Emporkömmlingen aus Berlin spielt für Sveinsson nur eine untergeordnete Rolle.
Dennoch war SCM-Torhüter Dario Quenstedt, der mit 20 Paraden glänzte, nach Spielende begeistert. Er lobte die Teamkollegen, räumte aber unübersehbare Abwehrschwächen in der ersten Hälfte ein. Der Sieg der Magdeburger sei aber absolut verdient. Daran ließ auch Berlins Trainer Sigurdsson keine Zweifel: »Magdeburg hat gewonnen, weil wir in beiden Halbzeiten zu viele individuelle Fehler gemacht haben.«
Auch die Auszeit des SC Magdeburg in der letzten Spielminute, die viele Berliner Spieler verärgerte, nahm Sigurdsson eher locker: »Wenn der Trainer mit der Mannschaft sprechen will, dann kann er eine Auszeit nehmen - wann immer er will.«
Durch den Sieg klettern die Magdeburger auf den vierten Tabellenplatz und wahren den Anschluss an die Tabellenspitze. Die Berliner hingegen müssen sich nach der Niederlage bemühen, Abstand zur unteren Tabellenhälfte zu halten. Die Stimmung bei den Füchsen ist außerdem durch Lospech getrübt: Bei der Auslosung zur Gruppenphase des EHF-Pokals wurde den Füchsen der FC Porto, der dänische Vizemeister Skjern Handboldt und der HC Vojvodina aus Serbien zugeteilt. Allesamt keine handballerische Laufkundschaft, der FC Porto spielte in der vergangenen Saison sogar in der Champions League mit. Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning war wenig begeistert: »Wir haben fast genau die Teams zugelost bekommen, von denen wir vorher gesagt haben, dass wir sie nicht haben wollen.«
Für die schweren Aufgaben der Füchse dürfte Magdeburgs Trainer Sveinsson seinem langjährigen Freund Sigurdsson trotzdem die Daumen drücken. Magdeburg ist als Tabellenvierter auf gutem Weg, die Teilnahme am EHF-Pokal zu sichern. Zum letzten Mal waren die Magdeburger 2012/2013 dabei. Die Füchse müssen am Mittwoch beim Tabellendritten in Flensburg antreten. Nur vier Tage später gastiert der Spitzenreiter Rhein-Neckar-Löwen in Berlin. Die Vorweihnachtszeit wird nicht leicht für die Füchse.
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