Unerklärte Machtdemonstration
Roland Etzel zum israelischen Bombenangriff auf Syrien
Würde man die Abläufe nicht schon mehrmals genauso erlebt haben, hätte man ziemlich beunruhigt sein müssen: Ist das nun doch der Beginn des Bombenkriegs gegen Syrien? Er ist es nicht, und man wusste oder besser ahnte es am Sonntagabend auch deshalb, weil man nichts über die Täterschaft erfuhr, auch nicht von den Opfern.
Denn: Das israelische Militär kündigt, wenn es Syrien bombardiert, dies weder vorher an, noch bekennt es sich hinterher dazu. Israels Ministerpräsident Netanjahu weiß, dass er sich das erlauben kann und genießt hier die Großzügigkeit des Westens, der es auch Netanjahus Vorgängern schon ersparte, beispielsweise Israels Nuklearwaffen wenigstens zu deklarieren. Syriens Regierung wiederum bleibt seiner notorischen Nichtinformationspolitik verhaftet, zum Beispiel in Bezug auf die wichtigen Dienste, die die libanesische Hisbollah ihr leistet.
Mutet der Vorgang auch schauderhaft kurios an, so ist er dennoch hochgefährlich. Netanjahu wollte zeigen, dass es bis auf die USA im Nahen Osten nach wie vor keine Macht gibt, die gegen seine Luftflotten-Übermacht auch nur das Geringste ausrichten kann. Das war aber auch ein Signal nach innen an militante Siedler und Extremisten aller Art: Solange ich regiere, müssen wir mit niemandem verhandeln.
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