125 000 Waffenbesitzer beunruhigen Minister
Baden-Württembergs Innenressortchef will Bedarf stärker überprüfen - und ist unzufrieden mit Berliner Bericht
Stuttgart. Nach Meinung von Landesinnenminister Reinhold Gall (SPD) gibt es zu viele Waffen in Baden-Württemberg. »Wir haben in diesem Jahr alleine schon wieder 11 000 Waffen, also 18 Tonnen, vernichtet. Jede Waffe weniger stellt für mich eine Gefährdung weniger da«, sagte er der dpa. Insgesamt sind im Südwesten rund 125 000 Waffenbesitzer registriert, die zusammen 725 000 Waffen haben. Damit entfallen im Durchschnitt also fast sechs Waffen auf einen registrierten Besitzer. Gall sprach sich dafür aus, stärker zu hinterfragen, wie viele Waffen ein Sportschütze wirklich benötige. »Ich bin der Meinung, dass der, der keinen Sport ausübt, auch keine Waffe braucht«, sagte er auch mit Blick auf »Karteileichen« der Sportschützenvereine. Seiner Meinung nach müssten die Waffenbehörden den tatsächlichen Bedarf bei ihren Kontrollen genauer überprüfen. Zunächst liege es aber in der Hand des Bundesgesetzgebers, die rechtlichen Möglichkeiten für sorgfältigere Kon-trollen zu schaffen. Grundsätzlich habe er jedoch nichts gegen Schützenvereine und den Schießsport, beteuerte Gall. Sie hätten schließlich eine lange Tradition in der Gesellschaft.
Die Innenminister von Bund und Ländern beraten bei ihrer Konferenz am Donnerstag und Freitag in Köln auch über das Thema Schusswaffen. »Die Innenministerkonferenz hat dem Bundesinnenminister einen Auftrag erteilt, um zu prüfen, ob Waffen mit einer bestimmten Durchschlagskraft vom Schießsport ausgenommen werden können«, erklärte Gall. Zwar liege der Bericht des Bundesinnenministers nun vor - aber der werde dem Arbeitsauftrag nicht gerecht, monierte der Ressortchef. »Baden-Württemberg und Bremen werden darauf bestehen, dass der Arbeitsauftrag sauber abgearbeitet wird.«
Laut Gall heißt es in dem Bericht des Bundesinnenministers, dass es keine Möglichkeit gibt, Waffen mit hoher Durchschlagskraft gesondert zu untersagen - es soll also keine weiteren Veränderungen am derzeitig geltenden Waffenrecht geben. Die Debatte über Waffenkontrollen und Waffenbesitz war nach diversen Zwischenfällen aufgeflammt. So hatte ein 71-jähriger Sportschütze im September 2013 in Dossenheim bei Heidelberg nach einem Streit über eine Nebenkostenabrechnung zwei Nachbarn und sich selbst erschossen. dpa/nd
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