Der Deutschlehrer kommt in die Moschee
Der Migrationsbeauftragte informierte sich in Wedding über Zusammenarbeit mit Stadtteilorganisationen
Für Quartiersmanager Reinhard Fischer ist die Situation im Soldiner Kiez in Wedding einmalig in Berlin: »Hier gibt es auf eineinhalb Quadratkilometern zwölf Moscheen und islamische Vereine«, zählte er im Interkulturellen Zentrum für Dialog und Bildung (IZDB) auf. Dort informierten sich gestern die Vorsitzende des Landesbeirates für Integrations- und Migrationsfragen, Staatssekretärin Petra Leuschner, und der Migrationsbeauftragte Günter Piening über die Zusammenarbeit muslimischer Vereine mit anderen Stadtteilorganisationen.
»In Moscheen werden mittlerweile Deutschkurse angeboten und Berufsberatungen veranstaltet«, zählte Marianne Kappler auf. Die gebürtige Mannheimerin ist amtierende Vorsitzende des Interkulturellen Zentrums in der Drontheimer Straße und vor 16 Jahren zum Islam konvertiert. Die Volkshochschule nutze die Räume des IZDB und schicke Lehrer für Deutschkurse. Für Muslime deutschsprachiger Herkunft werde im Gegenzug Unterricht in arabischer Sprache angeboten. Das Zentrum gibt es seit 2004 und wird meist von Menschen arabischer Herkunft besucht, berichtete Kappler.
Als weitere Beispiele nannte Piening die Kooperation mit Polizei und Schulen. Als »Brückenkopf« zu Eltern und Jugendlichen könnten Moscheen eine wichtige Rolle spielen. In Berlin gibt es nach Angaben des Migrationsbeauftragten etwa 100 Moscheen und islamische Gebetsräume.
Im Soldiner Kiez nördlich der Osloer Straße gebe es sieben islamische Vereine, südlich der Osloer Straße seien es fünf. Als Grund für diese Konzentration nannte Reinhard Fischer neben dem hohen muslimischen Bevölkerungsanteil die verkehrsgünstige Lage und »die Verfügbarkeit geeigneter Räume in Hinterhöfen und Läden«. So hat das IZDB auf dem Domäne-Gelände direkt am U-Bahnhof Osloer Straße auf rund 840 Quadratmetern Räumlichkeiten gefunden. Die älteste Moschee im Gebiet sei die 1976 gegründete Haci Bayram Moschee, die meist von Muslimen türkischer Herkunft besucht werde.
Nicht alle islamischen Vereine seien allerdings gleichermaßen an der Entwicklung im Stadtteil interessiert, erklärte Fischer. In einigen Organisationen beschränke man sich bewusst auf die gemeinsame Religionsausübung oder die Vermittlung religiösen Wissens. Das Interkulturelle Zentrum dagegen wolle auch gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, betonte Marianne Kappler. So gebe es hier zum Beispiel Berufsberatung und Weiterbildung speziell für arabische Frauen. Bildung stärke das Selbstbewusstsein. Ängste, zum Beispiel vor Behördengängen, sollten abgebaut werden. Außerdem biete man neben Kursen für Deutsch und Arabisch Nachhilfeunterricht in Deutsch, Englisch und Mathematik an. Sieben Unterrichtsräume stehen dafür zur Verfügung.
Selbstverständlich seien auch Besucher willkommen, die sich über arabische Traditionen informieren möchten. »Wenn man einander kennt, kann man besser miteinander umgehen«, ist Kappler überzeugt. »Und wir wollen dafür arbeiten, dass die Integration besser vorangeht.« Aus diesem Grunde werde die wöchentliche Frei...
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