Flughafen soll im zweiten Halbjahr 2017 eröffnen
Hartmut Mehdorn präsentierte dem Aufsichtrat neue Eröffnungs- und Erweiterungspläne für den BER
Der neue Hauptstadtflughafen soll im zweiten Halbjahr 2017 in Betrieb gehen. Das sagte Vize-Aufsichtsratschef Rainer Bretschneider am Freitag nach einer Aufsichtsratssitzung in Motzen (Brandenburg). Flughafenchef Hartmut Mehdorn habe diesen Zeitraum ins Auge gefasst. Diesen Plan der Geschäftsführung unterstützte der Aufsichtsrat. »Wir wollen fertig werden. Wir wollen, dass der Flughafen fliegt«, sagte Bretschneider. Mehdorn sprach von einer »frohen und einer guten Botschaft«. »Ich denke, die Baustelle ist im Griff.«
Der Flughafenaufsichtsrat beriet im Brandenburgischen Motzen in neuer Besetzung. Erstmals war auch Berlins neuer Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) dabei, während Klaus Wowereit als bisheriger Aufsichtratschef nur noch am gemeinsamen Abendessen teilnahm. Favorit auf seinen Posten ist der frühere Daimler- und Rolls-Royce-Manager Axel J. Ahrendt, der in den Aufsichtsrat gewählt wurde.
Mehdorn präsentierte gestern im Aufsichtsrat ein neues Konzept, wie den erwarteten Kapazitätsengpässen am BER begegnet werden soll. Er will ihn noch vor Inbetriebnahme erweitern. »Bereits bei der Eröffnung ist der Flughafen überlastet, weshalb eine sichere Inbetriebnahme stark gefährdet ist«, warnte Mehdorn in seiner Präsentation für das Kontrollgremium, die im Vorfeld der Sitzung bekannt wurde. Im BER-Terminal mit seinen beiden Seitenflügeln, dem Pier Nord und dem Pier Süd, können bisher nur 22 Millionen Passagiere abgefertigt werden, zur voraussichtlichen Eröffnung Ende 2017 werden aber bereits über 30 Millionen erwartet. »Es reicht nicht, den BER wie konzipiert fertig zu bauen.« Gepäckausgabe und Sicherheitskontrollen seien zu klein, es fehlten Check-in-Schalter, Flugzeugpositionen und Parkhäuser.
Mehdorn will deshalb das Pier Nord um einen Anbau erweitern und damit Kapazitäten für acht bis zehn Millionen Passagiere gewinnen. Der Bau soll innerhalb von drei Jahren errichtet werden und etwa 177 Millionen Euro kosten. Später könnte auch das Pier Süd erweitert werden. Später könnte auch das Pier Süd erweitert werden. Dafür könnte eventuell auf den Bau von zwei Satellitengebäuden, die auf dem Vorfeld entstehen und noch teurer werden sollten, verzichtet werden. Das Terminal des alten Schönefelder Flughafens soll nach diesen Plänen nur noch für eine Übergangszeit von anderthalb Jahren in Betrieb bleiben.
LINKE und Grüne äußerten sich skeptisch. »Erst muss der BER fertiggestellt werden, bevor an eine Erweiterung gedacht wird«, so Jutta Matuschek, Verkehrsexpertin der Linkspartei. »Eine Investruine muss man nicht erweitern«, kommentierte ihr Grünen-Kollege Andreas Otto.
Eine schlechte Nachricht für Mehdorn kam aus Brandenburg. Die Sanierung der Nordbahn kann wegen mangelnden Schallschutzes der Anwohner erst am 2. Mai beginnen, einen Monat später als von Mehdorn geplant. Er befürchtet dadurch Mehrkosten.
Zwar seien die Schallschutzauflagen für die dann betroffenen rund 4300 Anwohner noch nicht vollständig erfüllt, sagte der Chef der gemeinsamen Oberen Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg (LuBB), Wolfgang Fried. »Allerdings war bei der Abwägung der Behörde festzustellen, dass die Sanierung in 2015 unbedingt erforderlich ist.« Dies könne nur im Sommerhalbjahr bis zum 31. Oktober geschehen.
Obwohl im Vorfeld der Sitzung schon über die Ablösung Mehdorns spekuliert wurde, konnte der Flughafenchef gestern zufrieden sein, zum der Bund ihm schon vor der Sitzung sein Vertrauen aussprach. »Herr Mehdorn ist unser Vorsitzender (der Geschäftsführung) und er genießt unser Vertrauen, bis irgend etwas anderes entschieden wird. Und das steht momentan nicht an«, so Verkehrsstaatssekretär Rainer Bomba (CDU).
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.