Ökologie der Freiheit

Zum Tod von Murray Bookchin

  • Bernd Hüttner
  • Lesedauer: ca. 1.0 Min.
Murray Bookchin ist tot. Schon am 30. Juli starb der Politaktivist im Alter von 85 Jahren im US-Bundesstaat Vermont. Bookchin war vor allem für seine theoretische Zusammenschau von Anarchismus und Ökologie bekannt. Nicht nur in den USA galt er als Mitbegründer einer »sozialen Ökologie«, die er auch an einem von ihm gegründeten Institut lehrte. Bookchin kritisierte nach seiner Jugend in der US-Arbeiterbewegung schon früh den Stalinismus und forderte, dass sich marxistisches und anarchistisches Denken auf die in den 60er Jahren immer sichtbarer werdende Krise von Städten und Natur einlassen müsse. In den USA hatte seine Kritik an Wachstum und Herrschaft, sein Eintreten für Dezentralisierung und Selbstverwaltung große Bedeutung für die Ökologie- wie auch für die anarchistische Bewegung. Mit der Zeit gerieten immer mehr die Hierarchien zwischen Menschen untereinander und mit der (von ihm selbst mitgestalteten) »Natur« in den Blick. Er kritisierte die in den USA verbreiteten biologistischen und naturalisierenden Sichtweisen der »deep ecology«. In den 90er Jahren wandte sich Bookchin einem libertären Sozialismus auf kommunaler Ebene zu, der an die Traditionen von Gemeinde und Nachbarschaft anknüpft. Für diese Position, die mit ihrer Orientierung auf Stadtteilarbeit und direkte Demokratie mit Ideen von Kommunitarismus und Zivilgesellschaft vereinbar war, musste er sich kritisieren lassen. Von Bookchin liegen einige Titel auf Deutsch vor, darunter »Die Ökologie der Freiheit. Wir brauchen keine Hierarchien« (1985) und »Die Neugestaltung der Gesellschaft« (1992). Seine Ideen wurden aber jenseits der kleinen anarchistischen und radikalökologischen Szenen kaum wahrgenommen. Durch seinen Tod verliert die Welt einen der i...

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