Das Fräulein aus der Fußnote

Renate Wieland blieb ihrem akademischen Lehrmeister gerade in der Unabhängigkeit der eigenen Arbeit treu. Von Magnus Klaue

Wie in seinen übrigen Werken, zeichnet sich Adorno auch in der posthum erschienenen »Ästhetischen Theorie« nicht gerade durch gewissenhaften Umgang mit Quellennachweisen aus. Mit Erscheinungsjahr, -ort und Seite werden angeführte Texte nur dort zitiert, wo es unbedingt nötig ist, Paraphrasen werden kaum nachgewiesen, eine Auseinandersetzung mit Sekundärliteratur fehlt fast völlig. Eben das macht das Buch sympathisch in Zeiten, in denen auch wissenschaftsbetriebsferne Autoren durch ausufernde Fußnotenapparate akademische Dienstfertigkeit beweisen. Umso stärker sticht in der »Ästhetischen Theorie« die erste Fußnote des Kapitels »Theorien über den Ursprung der Kunst« ins Auge, die aus einem einzigen Satz besteht: »Für kritische Übersicht über die einschlägigen Themen ist der Autor Fräulein Renate Wieland vom Philosophischen Seminar der Frankfurter Universität zu großem Dank verpflichtet.«

Der heutige Feminismus, dem von der zweiten Frauenb...


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