Görlitz: Protest gegen rassistischen Investor
Linkspartei ruft zu Aktion vor Stöcker-Kaufhaus auf / Kritik an »menschenfeindlichem, rassistischem und kolonialistischem Weltbild« des Lübeckers / Benefizkonzert für Flüchtlinge am Samstag
Berlin. Die Empörung über die ausländerfeindlichen Äußerungen des Görlitzer Kaufhaus-Investors Winfried Stöcker reißt nicht ab. Die Linkspartei der sächsischen Stadt zeigte sich »entsetzt über die rassistischen und menschenverachtenden Äußerungen« des Mediziners und Unternehmers. Der hatte zunächst ein Benefizkonzert für Flüchtlinge in seinem Kaufhaus abgesagt - und dann in einem Interview gegen Migranten gehetzt. Die Linkspartei bezeichnete Stöckers Äußerungen als »Widerwärtigkeit«.
Gegenüber der »Sächsischen Zeitung« hatte der Unternehmer, der in Lübeck mit Labordiagnostik seine Geschäfte macht, die Absage des Benefizkonzertes für die Flüchtlinge damit begründet, dass er »den Missbrauch unseres Asylrechtes nicht unterstützen« wolle. Ihm seien »so viele ausländische Flüchtlinge nicht willkommen«, so Stöcker. Er würde »die reisefreudigen Afrikaner«, sagte er weiter, »sofort wieder nach Hause schicken«. Stöcker äußerte sich in äußerst abfälliger Weise, und erklärte, »vor zwanzig Jahren haben sich in Ruanda die Neger millionenfach abgeschlachtet. Hätten wir die alle bei uns aufnehmen sollen?« Über türkische Mitarbeiter in seinen Unternehmen sagte er, »sie haben nach meiner Auffassung kein Recht, sich in Deutschland festzusetzen und darauf hinzuarbeiten, uns zu verdrängen«. Heute seien »es schon zehn Prozent Türken in den Städten, warten Sie einmal 50 Jahre ab, dann haben sie bei uns die Mehrheit«.
Die »Sächsische Zeitung« hatte das Gespräch per Email geführt, die Zitate seien von Stöckers Seite autorisiert worden, berichtete Spiegel online.
Die Görlitzer Linkspartei sagte, Stöckers Tiraden seien nicht mehr durch die Meinungsfreiheit gedeckt. Der Unternehmer demonstriere »ein menschenfeindliches, rassistisches und kolonialistisches Weltbild« und habe sich in verfassungswidriger Weise über die Flüchtlinge geäußert. Mirko Schultze, Stadtrat und Landtagsabgeordneter, rief die Görlitzer dazu auf, »nun erst Recht ein weltoffenes Görlitz zu präsentieren«. Das Benefizkonzert finde am Samstagabend auf dem Christkindelmarkt statt. Zuvor wollen Bürger der Stadt vor Stöckers Kaufhaus gegen die Äußerungen des Unternehmers protestieren. »In den letzten Wochen haben wir bewiesen, dass wir weltoffen und tolerant sind, indem viele Bürgerinnen und Bürger sich am Willkommensbündnis beteiligt haben«, so Schultze. »Diese Position dürfen wir nicht aufgeben.« nd
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