Daniela Dahn, Bürgerrechtlerin
Für die Sieger ist das Schönste an der Revolution, dass sie nichts revolutioniert hat. Ein Gespräch
Sie haben einmal eines Ihrer Bücher »Vom Unbehagen in der Einheit« untertitelt. Das war 1996. Inzwischen ist die Wende und was aus ihr folgte 25 Jahre her. Ist das Unbehagen geblieben?
Das von den Praktiken des Beitritts ausgelöste Unbehagen ist inzwischen überlagert von den Sorgen um den gegenwärtigen Zustand der Gesellschaft. Der hat zwar für viele eine Normalisierung ihrer Lebensbedingungen gebracht - man reist, kauft, wohnt besser. Gerade viele junge Leute studieren und praktizieren in der ganzen Welt, das ist ein nicht zu unterschätzender Fortschritt. Wer nicht zu den eindeutigen Verlierern gehört, der hat seinen individuellen Spielraum vergrößern können. Aber in einem Gesamtgefüge, das auf der Kippe steht. Der Ost-West-Konflikt wird zunehmend vom Nord-Süd-Konflikt verdrängt. Ein dumpfer Populismus greift um sich, der innere und vor allem äußere Frieden ist gefährdet, wie seit einer Generation nicht mehr.
Die Deutsc...
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