Bürgermeister verweigert Beerdigung von Roma-Baby

Rassismusvorwürfe gegen Bürgermeister der französischen Gemeinde Champlan bei Paris

  • Lesedauer: 3 Min.

Chamlan. In Frankreich haben am Wochenende Berichte für Empörung gesorgt, wonach der Bürgermeister der Gemeinde Champlan bei Paris die Bestattung eines an Weihnachten gestorbenen Roma-Babys verweigert haben soll. Politiker und Aktivisten warfen dem rechtsgerichteten Bürgermeister Christian Leclerc Rassismus und Fremdenfeindlichkeit vor. Dieser wies am Sonntag die Vorwürfe zurück und sprach von einem Missverständnis.

Leclerc habe die Anfrage ohne Begründung abgelehnt, sagte der Bestatter Julien Guenzi am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. Er müsse sich nicht erklären, doch seien derartige Ablehnungen »sehr selten«. Nach einem Bericht der Zeitung »Le Parisien« begründete Leclerc seine Entscheidung damit, dass auf dem Friedhof seiner Ortschaft nur noch wenige Gräber frei seien. »Vorrang haben diejenigen, die hier ihre Steuern zahlen«, wurde er von der Zeitung zitiert.

Das am 14. Oktober geborene Mädchen Maria Francesca war in der Nacht zum 26. Dezember am plötzlichen Kindstod gestorben, wie der Präsident des örtlichen Vereins zur Unterstützung der Roma, Loic Gandais, mitteilte. Demnach starb das Baby in einem Krankenhaus der an Champlan angrenzenden Gemeinde Corbeil-Essonnes. Ein Bestattungsunternehmen aus Corbeil-Essonnes stellte daraufhin im Auftrag der Familie den Antrag, das Kind in Champlan begraben zu dürfen. Maria Francescas Eltern leben in einem Roma-Lager am Ortsausgang von Champlan, ihre fünf und neun Jahre alten Söhne gehen dort in die Schule. Das Dorf liegt knapp 20 Kilometer südwestlich von Paris in unmittelbarer Nähe des Flughafens Orly.

Angesichts der Schwierigkeiten bot schließlich die nahe gelegene Gemeinde Wissous der Familie an, das Baby dort zu beerdigen. Die Bestattung ist für Montag vorgesehen. »Einfach aus Menschlichkeit konnte die Situation so nicht bleiben«, sagte Bürgermeister Richard Trinquier von der konservativen Partei UMP. »Es gibt keinen Grund, einer Mutter, die neun Monate ein Kind ausgetragen hat und es nach zweieinhalb Monaten verliert, weiteren Schmerz zu bereiten.«

Sein vom rechten Lager unterstützter parteiloser Kollege aus Champlan wies am Sonntag alle Vorwürfe zurück. »Zu keinem Zeitpunkt habe ich mich dieser Bestattung widersetzt, die ganze Sache wurde aufgebauscht«, sagte er AFP. Leclerc sprach von einem möglichen Missverständnis zwischen ihm und der Verwaltung seiner Gemeinde.

Er selbst sei im Urlaub gewesen, und die mit der Anfrage befasste »Person« sei normalerweise dafür gar nicht zuständig. »Sie hat sich ein wenig in den verschiedenen Unterlagen verheddert.« Sein vom »Le Parisien« veröffentlichtes Zitat sei »aus dem Zusammenhang« gerissen, sagte Leclerc weiter. Er habe lediglich erklären wollen, wie Friedhöfe in einer Gemeinde verwaltet würden.

»Man hatte die Wahl zwischen Corbeil und Champlan, ich habe am Mittwoch mein Einverständnis für eine der Möglichkeiten gegeben«, sagte der Bürgermeister weiter. Dies sei möglicherweise falsch interpretiert worden.

In einer Reaktion vor dem Dementi des Bürgermeisters hatte sich Familienstaatssekretärin Laurence Rossignol erschüttert gezeigt. »Ein Baby zu verlieren bedeutet unermessliches Leid«, schrieb die Sozialistin im Onlinedienst Twitter. Betroffenen Eltern die Beerdigung zu verweigern sei eine »unmenschliche Erniedrigung«. Premierminister Manuel Valls erklärte am Sonntag über den Kurzbotschaftendienst Twitter, einem Kind aufgrund seiner Herkunft die Bestattung zu verweigern, sei eine »Beleidigung all dessen, was Frankreich ausmacht«.

In Frankreich können Menschen an ihrem Wohnort, an ihrem Sterbeort oder in einer Gemeinde bestattet werden, wo die Familie bereits ein Grab hat. In jedem Fall müssen die Angehörigen beim jeweiligen Bürgermeister um Erlaubnis bitten. AFP/nd

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