Online, offline

  • Wolfgang Hübner
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.

Neulich morgens in der S-Bahn. Ich setze mich auf eine dieser längs eingebauten Dreierbänke, entfalte die sozialistische Tageszeitung, weil man ja auch und gerade im öffentlichen Personennahverkehr die Pflicht zur Produktwerbung fühlt. Vertiefe mich in diesen und jenen Artikel. An einer der nächsten Stationen öffnet sich die Waggontür, und ein Wesen schwebt herein, wie ich aus dem Augenwinkel bemerke. Es ist ein jüngerer Mensch mit dem unvermeidlichen Mobiltelefon in der Hand. Der Fahrgast blickt nicht auf, nicht nach rechts oder links, gleitet wie ferngesteuert auf die gegenüberliegende Bank zu und nimmt Platz, die Augen fest ans Display gesaugt.

Bei näherem Hinsehen entpuppt er sich als Kollegin. Ich senke das Zeitungsblatt dezent, bereit zur Kontaktaufnahme. Keine Chance. An unserem gemeinsamen Ziel, dem Ostbahnhof, erhebt sie sich, gefangen in ihrem digitalen Paralleluniversum...


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