Die unerträgliche Spießigkeit des Scheins
In seinem neuen Roman erzählt Stephan Thome eine bekannte Geschichte aus neuer Perspektive
Scheitern. Ein Wort wie ein Fallbeil. Es klingt so bedrückend und scharf, so erbarmungslos und brutal. In seinem Nachhall ertönt immer der Vorwurf, als Betroffener selbst schuld zu sein am Misslingen eines Projekts. Das gilt umso mehr in jener Erfolgsgesellschaft, als die die meisten westlichen Gemeinwesen sich mittlerweile definieren. Jenseits aller alarmistischen Rufe nach Leistungsgerechtigkeit interessiert faktisch kaum mehr, wer sich wofür wie stark plagt. Entscheidend ist nur noch, »was hinten rauskommt«, wie ein nicht eben wortgewandter, allerdings in seinem Sinne höchst erfolgreicher Ex-Bundeskanzler aus Oggersheim zu sagen pflegte. Wer günstige Zufälle nutzt, um die ansonsten schwer überwindbaren Klassenschranken zu passieren und sich mühsam ackernd ein gutes Leben mit humanistischer Bildung und freier Berufswahl wünscht, dabei jedoch irgendwann aus der Spur gerät, gilt unweigerlich als gescheitert. So wie Maria Pereira, di...
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