346 Länderspiele - Rekord für die Ewigkeit?
Handball-Rekordinternationaler Frank-Michael Wahl begeht am Donnerstag seinen 50. Geburtstag
So ziemlich alles, was im Welt-Handball einen Namen hat, war kürzlich nach Berlin gekommen, um bei der Auslosung der 20. Weltmeisterschaft der Männer (19. Januar bis 4. Februar 2007) dabei zu sein. Unter den früheren Handball-Größen war auch Frank-Michael Wahl, der 1993 seine Karriere beendet hatte. Am Donnerstag begeht er seinen 50. Geburtstag.
Der gebürtige Mecklenburger ist unter den deutschen Nationalspielern der Rekordinternationale mit 346 Länderspielen, was im Handball ein Rekord für die Ewigkeit zu sein scheint. »302 Länderspiele habe ich in der DDR-Auswahl bestritten, und nach der Wende kamen noch 44 hinzu, ehe sich meine Karriere mit der Teilnahme am olympischen Turnier 1992 in Barcelona ihrem Ende zuneigte«, erinnert sich Frank-Michael Wahl.
Nach dem Mauerfall trug er zum Handball-Aufschwung in Hameln bei. Inzwischen hat er seinen festen Wohnsitz in Hessisch-Oldendorf. In Hameln wurde er 1993 vom aktiven Sport verabschiedet und für alle Zeit zum Spielführer der deutschen Nationalmannschaft ernannt. In seiner Verbundenheit zum Handball trainiert er heute im Niedersächsischen eine Oberliga-Mannschaft.
Zum 50. Geburtstag wird es in Hameln, wo Wahl, der geschieden ist und zwei Kinder im Alter von 17 Jahren (Tochter Vivien) und 25 Jahren (Sohn Gordon) hat, beim Beamtenheimstättenwerk BHW als Kredit-Sachbearbeiter tätig ist, eine zünftige Party geben, und in seiner alten Heimat steht eine Feier im Kreise seiner Eltern, engsten Verwandten und Freunde an.
Mit dem Blick voraus auf die WM 2007 in Deutschland, die er als Zuschauer erleben wird, sagt er: »Das ist ein bisher einmaliges Ereignis für unser Land. Das muss für den deutschen Handball genutzt werden.« Natürlich werde er sich die Vorrundenspiele der deutschen Mannschaft in Halle in Westfalen ansehen, denn das Gerry-Weber-Stadion befindet sich praktisch vor seiner Haustür. »Dazwischen liegen nur 30 Minuten mit dem Auto«, sagt Wahl.
Für ihn habe die junge, neuformierte deutsche Mannschaft um Bundestrainer Heiner Brand die Zukunft vor sich. Der Coach habe es gut verstanden, in seiner stetigen Arbeit ein »positives Wir-Gefühl« zu vermitteln, lobt Wahl.
Er selbst wurde 1975 in die Männermannschaft des SC Empor Rostock aufgenommen. Ein Jahr später erlebte er in der DDR-Auswahl sein Länderspieldebüt gegen Ungarn. Bei seiner Premiere hat er sich gleich mit drei Treffern für weitere Aufgaben empfohlen.
Für den DDR-Auswahltrainer Klaus Langhoff war Wahl in seiner Glanzzeit in den 80er Jahren der »beste Halblinke« der internationalen Handballszene. Er zeigte sich immer sehr torhungrig und hatte einen knallharten Wurf. Wenn »Potti«, so sein Spitzname, zum Sprungwurf ansetzte, hatten die Torhüter meist keine Chance. Mit 1412 Toren als Auswahlspieler setzte er neben dem Länderspielrekord eine weitere Bestmarke.
Fragt man den ungewöhnlichen Handballer nach seinen bleibenden Erinnerungen, dann nennt er zwei markante Jahreszahlen: das Jahr 1980 mit dem Sieg im Olympia-Finale in Moskau gegen den haushohen Favoriten UdSSR, der 1976 in Montreal die olympische Goldmedaille gewonnen hatte, und 1982, als er mit dem SC Empor Rostock auf der europäischen Handballbühne den Supercup gewann. Rostock, der Europacupgewinner der Pokalsieger, bezwang im Finale Honved Budapest, den Sieger im Cup der Landesmeister, nach Verlängerung mit 31:27.
Wahl, der auch in der DDR-Oberliga als Torjäger dominierte und mehrmals »DDR-Handballer des Jahres« wurde, stieg 1986 und 1987 mit dem SC Empor Rostock zum DDR-Meister auf.
Begonnen hatte Wahl seine Handballkarriere erst mit 16 Jahren - als Quereinsteiger. Denn er versuchte sich zuvor sportlich an vielen Dingen. Und immer war er vorn zu finden - ob im Rollerrennen, Fußball oder Schwimmen. 1968 und 1970 wurde er sogar Spartakiadesieger im Schwimmen. Als er hier keine Perspektive mehr sah, wechselte er 1972 vom nassen Element zum Handball. Vielleicht, so wird erzählt, hatte auch Vater Heinz Wahl, der damals mit Klaus Langhoff in einer Handballmannschaft spielte, die Entscheidung mit beeinflusst.
Als Teilnehmer an drei Olympischen Spielen (1980, 1988, 1992) mit dem Olympiasieg 1980 als Krönung und vier A-Weltmeisterschaften (1978, 1982, 1986, 1990) mit zwei dritte...
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