Ausverkauf der Toten

Wie Unternehmen mit der Trauer um »Charlie Hebdo« Geschäfte machen

  • Robert D. Meyer
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Für die einen ist es ein Symbol der Solidarität und Trauer, für andere ein Geschäft: Ein französischer Grafiker stellte den berühmten Schriftzug »Je suis Charlie« kurz nach dem Attentat ins Internet. Kommerz hatte er dabei nicht im Sinn.

Bekanntlich können sich Tote nicht dagegen wehren, was mit ihrem Andenken und Erbe geschieht. Vielleicht hat dies im Fall der von Terroristen ermordeten Mitarbeiter von »Charlie Hebdo« auf seine Weise etwas Gutes.

Die Situation der französischen Satirezeitung könnte nur eine Woche nach dem Attentat nicht widersprüchlicher sein: Ausgabe eins nach den Morden erscheint in einer Gesamtauflage von fünf Millionen Exemplaren, tausende Franzosen haben aus Solidarität ein Abo abgeschlossen und das bei einer Zeitschrift, deren Verbreitung vor dem Anschlag bei 60.000 gedruckten und etwa 30.000 verkauften Heften lag. Cabu, Charb, Tignous und Wolinski würden sich über diesen posthumen Erfolg mit Sicherheit freuen.

Joachim Roncins Gefühlswelt dürfte dagegen in diesen Tagen zwischen Trauer und Entsetzen hin- und herwechseln. Der Artdirektor des französischen Modemagazins »Styliste« ist der Schöpfer der weltweit zum Symbol der Solidarit...


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