Die Rückkehr des verlorenen Sohnes

Der ambivalente Umgang mit Bertolt Brecht in seiner Geburtsstadt Augsburg: zwischen Ablehnung und Vereinnahmung

Am Freitag hat das Augsburger Brechtfestival begonnen. Der diesjährige Schwerpunkt des zehntägigen Programms ist Bertolt Brecht im Exil. Der Dramatiker wird in seiner Geburtsstadt auf sehr unterschiedliche Weise geschätzt: als bayerischer Dichter, als streitbarer Kommunist, als vergnüglicher Theaterregisseur, als konsumfördernder Touristenmagnet und sogar als Wahlkampfhelfer.

Es ist sozusagen ein großer Konflikt der Weltliteratur, der sich in Augsburg im Kleinen abspielt. Es geht um einen der berühmtesten Dramatiker des 20. Jahrhunderts, der seit dem Untergang der Sowjetunion und dem Ende der DDR neu gelesen werden kann. Der Konflikt geht um die vermeintlich richtige Art der Würdigung, um angebliche Verflachung, Vereinnahmung und natürlich um Kommerz. Es geht um Eugen Berthold Brecht, der heute im Internetauftritt der Stadt als »Augsburgs berühmtester Sohn« bezeichnet wird. Seit der Jahrtausendwende wird Bertolt (wie er sich später nannte) Brecht in der Stadt seiner Kindheit, Jugend und ersten literarischen Arbeiten regelmäßig mit einem Festival gefeiert. Selbst die CSU kann etwas mit ihm anfangen.

»Es fällt auch im Alltag auf, dass Brecht deutlich präsenter in der Stadt ist als früher«, sagt Kurt Idrizovic, ein langjähriger Brecht-Popularisierer und Mitglied im lokalen Bertolt-Brecht-Kreis. Er sit...


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