Politik der Worte
Tom Strohschneider über das SYRIZA-Ziel der Schuldenentlastung und Aushandlungsprozesse unter den Bedingungen der Mediendemokratie
Dienstagmorgen, im Kurznachrichtendienst Twitter werden Meldungen der Deutschen Presse-Agentur, die neue Regierung in Athen sei von der Forderung nach einem Schuldenschnitt abgerückt, eifrig kommentiert. Mit Blick auf SYRIZA-Finanzminister Varoufakis frotzelt jemand, der habe erst großspurig die Troika vor die Tür gesetzt, dies später als Übersetzungsfehler bezeichnet – und sei nun gar von einer zentralen Forderung der griechischen Linkspartei abgekehrt. Sinngemäß folgt dann noch: »Bald wird Varoufakis wohl auch Krawatte tragen.«
Das Bild von der Krawatte soll einen Verdacht transportieren: Wenn SYRIZA erst einmal in der Realität des Regierens angekommen ist, würden bald auch Forderungen aufgegeben, werde die kämpferische Rhetorik des Wahlkampfes vom krisenpolitischen Kreidefressen abgelöst. Die einen sind unverkennbar froh über die angebliche Anpassung; die...
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