Tag der offenen Tür im Containerdorf
Nachbarn willkommen: Besichtigungsmöglichkeit des Flüchtlingsheims in Köpenick trifft auf reges Interesse
Ein friedliches Miteinander, das war das Ziel des am Montagnachmittag veranstalteten Tages der offenen Tür im Containerdorf für Flüchtlinge Köpenick. Geplant war, dass interessierte Bürgerinnen und Bürger so Einsicht in die Lebensumstände der Menschen erhalten und Fragen stellen können. Besichtigt werden konnten die bisher noch unbewohnten Wohnquartiere, auch um die Privatsphäre der bisher hier wohnenden 110 Flüchtlinge zu schützen. Denn bis Ende Februar soll die Anlage ausgelastet sein und Platz für 380 Menschen bieten.
Die Veranstaltung stieß nicht nur auf ein großes Medienecho. Am Ende kamen mit über 200 Besucherinnen und Besuchern mehr Menschen als von den Veranstaltern erwartet. Den Tag leitete eine kleine Einführung des Heimbetreibers, dem Internationalen Bund (IB), ein. Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) und sein Stellvertreter Gernot Klemm (LINKE) sprachen Grußworte.
In kleinere Gruppen eingeteilt, durchstreiften die Besucherinnen und Besucher zusammen mit den hier arbeitenden Sozialarbeitern die Anlage. Die Unterkünfte, bestehend aus je 15 Quadratmeter großen, eher hellhörigen Zimmern, sollen für je zwei Personen Platz bieten. Die oftmals als Doppelzimmer mit Zwischentüren konzipierten Räume für Familien sind mit zwei Betten und Schränken spartanisch eingerichtet. Je 15 Menschen teilen sich eine Dusche, die Küche soll von bis zu 60 Menschen genutzt werden. Auch stehen Gemeinschaftsträume und Spielzimmer für die Kinder zur Verfügung. Doch auch die zahlreich gespendeten Spielsachen verbergen nicht, dass die Räume noch steril wirken. Gäste guckten, begutachteten, schwiegen aber. Das befremdliche Gefühl konnte man ihnen ansehen. Einige nickten, als eine Mitarbeiterin auf die dann doch angesprochenen geringen Gestaltungsmöglichkeiten sagte: »Die Unterkunft ist zwar für das Nötigste durchaus angemessen. Länger als drei Monate würde ich hier aber keinem zumuten.«
Besonders interessiert zeigten sich die Menschen an den Zukunftswünschen oder dem Zusammenleben der Bewohner. Da den Bewohnern oftmals gesetzliche Hürden bei der Arbeitssuche im Weg stehen, verteilen die Sozialarbeiter in der Unterkunft gemeinnützige Aufgaben, damit der oft triste Alltag irgendwie mit Struktur und Sinn gefüllt wird. Eine Zusammenarbeit mit der örtlichen Volkshochschule ermöglicht es, den Flüchtlingen Deutschkurse anzubieten.
Dass aufgrund von Brandschutzverordnungen nur bis zu 50 Personen die Anlage betreten durften, führte unter den Wartenden zu Verärgerung. So mussten viele Besucher zum Teil über eine Stunde in der Kälte anstehen, bis sie hereingelassen wurden. Die Stimmung vor der Tür war dementsprechend.
Insgesamt traf die Veranstaltung jedoch auf ein positives Echo. Bis auf zwei kurze, wenn auch lautstarke Zwischenrufe blieb die Atmosphäre friedlich und interessiert, was auch der Arbeit der Bürgerinitiativen vor Ort, wie »Allende 2 hilft« zu verdanken ist. In Bürgersprechstunden, mit Kinderfußball oder anderen gemeinsamen Aktivitäten engagieren sich seit geraumer Zeit zahlreiche Anwohner, um für eine Verständigung zwischen Asylbewerbern und Anwohnern im Allende-Viertel zu sorgen.
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