Flugzeugabsturz fordert mindestens 25 Todesopfer
16 Menschen überleben die Katastrophe in Taipeh
Videoaufnahmen eines Autofahrers lassen den Atem stocken: Sie zeigen eine Stadtautobahnbrücke von Taipeh, plötzlich kommt von links ein viel zu niedrig fliegendes Passagierflugzeug, es kippt zur Seite, streift mit der linken Tragfläche ein Taxi, das Brückengeländer - und stürzt in den Fluss. Mindestens 25 Menschen sterben beim Absturz der Turbopropmaschine, 16 konnten gerettet werden. Die restlichen 17 Insassen waren vermutlich im untergegangenen Rumpf der Maschine der taiwanischen Fluggesellschaft TransAsia Airways gefangen. Der Absturz ereignete sich am Mittwoch kurz nach 11 Uhr Ortszeit (4 Uhr MEZ). Die Maschine mit 58 Insassen war auf dem Weg von Taipeh zur Insel Kinmen, als sie Minuten nach dem Start in die Brücke krachte.
Kurz vorher setzte die Crew noch einen Notruf ab. »Mayday! Mayday! Engine flameout«, war in dem vom Fernsehen veröffentlichten letzten Funkspruch zu hören - was bedeutete, dass mindestens eines der Triebwerke ausgefallen sein musste. Weiteren Aufschluss erhoffen sich die Behörden von den inzwischen gefundenen Flugschreibern.
»Ich zittere jetzt noch«, berichtete ein Augenzeuge dem Sender TVBS: »Ich sah, wie das Taxi nur wenige Meter vor mir von einem der Tragflügel der Maschine erfasst wurde. Das Flugzeug war riesig - und ganz nah.«
An der großangelegten Rettungsaktion beteiligten sich auch 400 Soldaten. Rettungskräfte standen auf dem Teil des Rumpfs, der nicht untergegangen war, und versuchten, Passagiere mit Hilfe von Seilen aus der Kabine zu ziehen. Stunden später wurden immer noch viele Insassen vermisst, vermutlich saßen sie im untergegangenen vorderen Teil des Rumpfs fest. Die Bergung wurde auch nach Einbruch der Nacht mit Hilfe von Flutlichtern fortgesetzt.
An Bord von Flug GE235 waren fünf Crewmitglieder und 53 Passagiere. 31 kamen vom chinesischen Festland, darunter drei Kinder. Nach Informationen einer chinesischen Lokalzeitung stammen sie aus Xiamen auf der anderen Seite der Meerenge zwischen Taiwan und der Volksrepublik. Sie gehörten demnach zwei verschiedenen Reisegruppen an.
TransAsia-Chef Peter Chen und fünf weitere Spitzenmanager entschuldigten sich öffentlich für das Unglück. Es werde alles unternommen, die noch vermissten Passagiere zu bergen. Nach Angaben des Chefs der taiwanischen Zivilluftfahrtbehörde, Lin Chih Ming, war die Unglücksmaschine des Typs ATR 72-600 nicht einmal ein Jahr alt. Zuletzt wurde sie demnach vor etwas mehr als einer Woche kontrolliert. Der Pilot hatte 14 000 Flugstunden, der Co-Pilot 4000 Flugstunden hinter sich.
Es ist bereits der zweite Absturz einer Maschine der privaten taiwanischen Fluglinie binnen sieben Monaten: Ende Juli war eine Turboprop mit 58 Menschen an Bord bei einem missglückten Landemanöver inmitten eines Taifuns in zwei Häuser der Penghu-Inseln gekracht. 48 Insassen wurden getötet, fünf Menschen am Boden verletzt.
TransAsia ist Taiwans erste private Fluglinie. Sie fliegt auch Ziele in China, Japan, Singapur, Südkorea, Thailand, Kambodscha und Vietnam an. Im vergangenen Dezember gründete sie mit »V Air« die erste Billigfluglinie des Inselstaats.
Die asiatische Luftfahrt durchlebt eine dunkle Periode: Am 8. März 2014 verschwand eine Boeing der Malaysia Airlines mit 239 Menschen an Bord von den Radarschirmen, das Wrack wurde nie gefunden. Am 17. Juli stürzte eine Maschine der Fluglinie über der Ostukraine ab, vermutlich wurde sie von einer Rakete abgeschossen. Und am 28. Dezember stürzte eine Maschine der malaysischen Billiglinie AirAsia vor der Küste Indonesiens mit 162 Insassen ins Meer. AFP
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