Aber bitte mit Würde
Ingolf Bossenz findet, es reicht jetzt mit der Schlagfertigkeit des Papstes
»Wen der Herr liebt, den züchtigt er, wie ein Vater seinen Sohn, den er gern hat«, heißt es im Hebräerbrief. Das sieht auch Papst Franziskus so, der bei der Generalaudienz einem Vater sekundierte, der, so der Papst, seine Kinder »manchmal ein bisschen hauen« müsse - »aber nie ins Gesicht, um sie nicht zu erniedrigen«. »Wie schön«, fuhr Franziskus fort. »Er kennt den Sinn der Würde, er muss bestrafen, er macht es aber gerecht und geht dann weiter.«
Die Aufregung ob dieser Verkündigung ist groß, besonders hierzulande, wo die gewaltfreie Erziehung (außer in den Ost-Bundesländern) ohnehin noch nicht so lange Usus ist: Schließlich durfte an bayerischen Schulen bis 1980 geprügelt werden und auch im Rest der (alten) Republik waren erst 1973 die Körperstrafen an den Erziehungseinrichtungen abgeschafft worden.
Franziskus mache sich mitschuldig, wenn auch nur einem einzigen Kind unter Verweis auf seine Aussage Schmerzen zugefügt werde, hieß es vonseiten der Deutschen Kinderhilfe. Diese Gefahr ist durchaus real, nachdem der argentinische Pontifex von Politik und Medien zur veritablen Lichtgestalt sakralisiert wurde. Doch wer einer stockreaktionären Institution vorsteht, ist nun mal - bei allem persönlichen guten Willen - keine Inkarnation des Fortschritts. Dieses klarzumachen, sind die aktuellen Schlagworte des »Stellvertreters Christi« vielleicht ganz hilfreich - auch ohne »ein bisschen« zu hauen.
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