»Deutschland - neu denken«

Mehrere Initiativen deutscher Migrantenkinder haben von der Politik ein Bekenntnis zur Einwanderungsgesellschaft gefordert

  • Lesedauer: 3 Min.
Kinder von Migranten wollen nicht mehr auf ihre Herkunft reduziert werden und fordern von Deutschland ein Bekenntnis zur Einwanderungsgesellschaft. Auf ihrem ersten Bundeskongress äußerten sie große Kritik an den Medien.

Berlin. Mehrere Initiativen deutscher Migrantenkinder haben von der Politik ein Bekenntnis zur Einwanderungsgesellschaft gefordert. Wichtig sei nicht nur die Feststellung, dass Deutschland Zuwanderung brauche, sagte Ferda Ataman von den »Neuen deutschen Medienmachern« am Montag in Berlin. Nötig sei ein neues Selbstverständnis, das zeige, wie die deutsche Gesellschaft von Einwanderung geprägt ist. Ein Bekenntnis zur Einwanderungsgesellschaft müsse auch in einem neuen Einwanderungsgesetz berücksichtigt werden.

Am vergangenen Wochenende hatten sich unter dem Motto »Deutschland - neu denken« erstmals rund 80 Initiativen von Deutschen der zweiten und dritten Einwandergeneration in Berlin zu einem Bundeskongress getroffen. Dabei sollte klargestellt werden, dass sich diese Organisationen nicht mehr als herkömmliche »Ausländer-« oder »Migrantenvereine« verstehen, sondern als »Neue Deutsche Organisationen«. Diese jungen Deutschen wollten sich nicht mehr auf einen Migrationshintergrund festlegen lassen, hieß es weiter.

Auf ihrem ersten Bundeskongress verabschiedeten die Teilnehmer einen 13 Punkte umfassenden Forderungskatalog. Darin plädieren sie unter anderem für mehr politische Bildung über die verfassungsmäßigen Grundrechte wie etwa die Religionsfreiheit. Leila Younes El-Amaire von der Organisation »JUMA - Jung, Muslimisch, Aktiv« sagte, in den vergangenen Wochen seien viele junge Muslime irritiert gewesen über die Debatte, ob der Islam zu Deutschland gehöre. »Religionsfreiheit gehört zu Deutschland. Und somit gehört auch das Recht, Religion frei auszuüben, zu Deutschland«, betonte Younes El-Amaire.

In der aktuellen Diskussion über die »Pegida«-Bewegung forderte sie zudem, dass mehr junge Muslime in Deutschland dazu befragt werden sollten. Diese müssten etwa in TV-Talkshows oder zu anderen Gesprächsrunden eingeladen werden. Bislang sei die Perspektive junger, deutscher Muslime in der medialen Öffentlichkeit kaum dargestellt worden, sagte Younes El-Amaire.

Kritik an der »Pegida«-Medienberichterstattung übte auch Farhad Dilmaghani von der Initiative »Deutsch Plus«. Die Teilnehmerzahl der Anti-»Pegida«-Proteste in verschiedenen deutschen Städten sei in den vergangenen Wochen insgesamt deutlich höher gewesen als die Teilnehmerzahl der »Pegida«-Kundgebungen sowie deren Ablegern. Dies werde in der Berichterstattung jedoch häufig nicht ausreichend dargestellt, sagte Dilmaghani.

Tahir Della von der »Initiative Schwarze Menschen in Deutschland« beklagte zudem, dass in den Medien »Pegida« meist als »islamkritisch« bezeichnet werde. »'Pegida' ist ganz klar eine rassistische Bewegung«, sagte Della.

Auf ihren ersten Bundeskongress regten die Initiativen auch eine Debatte über die Einführung von Quoten an, die den Anteil der Nachkommen von Einwanderern widerspiegeln. So müssten die sogenannten Neuen Deutschen etwa in Behörden, staatlichen Unternehmen, Parlamenten, Gremien, Rundfunkräten oder Wohlfahrtsverbänden sichtbarer werden.

Laut Schätzungen repräsentieren die 80 Initiativen bundesweit rund 50.000 bis 100.000 Menschen. Geplant ist die Gründung eines bundesweiten Dachverbandes, um künftig politisch stärker vertreten zu sein. epd/nd

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