Schweigend gegen Vertuschung

Hunderttausende Argentinier fordern Aufklärung zum Tod von Staatsanwalt Nisman

  • Lesedauer: 2 Min.

Buenos Aires. Hunderttausende Argentinier haben am Mittwoch (Ortszeit) bei Schweigemärschen des toten Staatsanwalts Alberto Nisman gedacht. Allein im Zentrum der Hauptstadt Buenos Aires versammelten sich rund 400 000 Menschen. Zehntausende demonstrierten außerdem in den Großstädten Rosario, Córdoba und Mar del Plata sowie in zahlreichen weiteren Orten des Landes.

Der 51-jährige Nisman war vor einem Monat erschossen in seiner Wohnung aufgefunden worden. Es ist nicht endgültig geklärt, ob es sich um Suizid oder Mord handelte. Als Sonderstaatsanwalt war Nisman für die Aufklärung des Anschlags auf das jüdische Kulturzentrum AMIA in Buenos Aires im Jahr 1994 zuständig. Für die Tat mit 85 Toten macht die argentinische Justiz Iran verantwortlich. Nisman hatte wenige Tage vor seinem Tod Präsidentin Cristina Kirchner und Außenminister Héctor Timerman beschuldigt, die Ermittlungen zu dem Anschlag zu verschleiern.

Zu dem Schweigemarsch in Buenos Aires, der vom Kongressgebäude zum Präsidentenpalast führte, hatte eine Gruppe von sechs Staatsanwälten aufgerufen. Im strömenden Regen bestimmten vor allem die aufgespannten Regenschirme das Bild auf der zentralen Avenida de Mayo. Die Regierung kritisierte den Demonstrationsaufruf als Versuch einer politischen Destabilisierung. Regierungstreue Politiker und Organisationen waren deshalb den Veranstaltungen ferngeblieben. Gewerkschaften und die Opposition riefen dagegen zur Teilnahme auf, verzichteten jedoch auf politische Embleme und Transparente.

Nismans Nachfolger, Staatsanwalt Gerardo Pollicita, hält den Vorwurf der Verschleierung aufrecht. Ein Richter muss nun entscheiden, ob die Verdachtsmomente ausreichen, um Ermittlungen gegen Kirchner aufnehmen zu können. Agenturen/nd Seite 7

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.