Syrien erbost über türkischen Militäreinsatz im Land
Türkei befreit Soldaten aus Exklave / 40 Streitkräfte bewachten Grabmal in von IS-Miliz besetzen Gebiet
Update 16.10 Uhr: Die Regierung in Damaskus hat einen türkischen Militäreinsatz in Nordsyrien scharf verurteilt. Das Eindringen der türkischen Truppen sei eine »offenkundige Aggression«, zitierte die Nachrichtenagentur Sana am Sonntag das syrische Außenministerium. Türkische Soldaten hatten die Wachmannschaft eines osmanischen Grabes aus einer türkischen Exklave in dem Bürgerkriegsland in Sicherheit gebracht. Laut Sana wurde das syrische Außenministerium vorab über den Einsatz informiert, ein Einverständnis aus Damaskus habe Ankara jedoch nicht abgewartet. Der Einsatz sei daher ein klarer Verstoß gegen 1921 vereinbarte Regeln zum Umgang mit dem Mausoleum.
Türkei befreit Soldaten aus Exklave in Syrien
Ankara. Die Türkei hat in der Nacht zum Sonntag knapp 600 Elitesoldaten zur Befreiung von Kameraden aus einer von der Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) belagerten Exklave in das Nachbarland Syrien geschickt. Die rund 40 Soldaten, die das Grabmal von Suleiman Schah auf einer Halbinsel am Euphrat bewacht hatten, seien zurück in die Türkei gebracht worden, sagte Regierungschef Ahmet Davutoglu in der Hauptstadt Ankara. Demnach passierten für die Aktion insgesamt 572 Soldaten den südöstlichen Grenzübergang bei Mürsitpinar.
Auch rund 40 Panzer und dutzende weitere gepanzerte Fahrzeuge seien im Einsatz gewesen, sagte Davutoglu. Dieser sei mit »potenziell erheblichen Risiken« verbunden gewesen, habe aber einen »guten Verlauf« genommen. Der türkische Generalstab teilte mit, ein Soldat sei während des Einsatzes durch einen Unfall ums Leben gekommen. In Medienberichten war von etwa 700 beteiligten Soldaten die Rede. Demnach wurde die Operation wegen einer weiteren Verschlechterung der Sicherheitslage in der Region gestartet.
Die Grabstätte des Großvaters von Osman I., dem Begründer des Osmanischen Reichs, liegt rund 25 Kilometer von der Grenze zur Türkei entfernt. Die Gegend ist gemäß einem Abkommen aus dem Jahr 1921 türkisches Territorium und wurde von der Gruppe türkischer Soldaten bewacht. Davutoglu sagte, »die Reliquien« aus der Grabstätte seien vorübergehend in die Türkei gebracht worden und sollten in den kommenden Tagen an einem abgesicherten Ort in Syrien beigesetzt werden.
Ankara hatte bereits zuvor gewarnt, dass das Mausoleum türkisches Hoheitsgebiet sei und die Armee bei Gefahr eingreifen werde. Die Türkei betonte aber auch, das Grabmal selbst sei von den Dschihadisten nicht besetzt worden. Große Gebiete Nordsyriens stehen seit Monaten unter Kontrolle der IS-Miliz. AFP/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.