Umbauziel: Lebenswerte Umwelt
Wissenschaftsjahr 2015 ist der Zukunftsstadt gewidmet
Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung lebt inzwischen in Städten, Tendenz steigend. In Deutschland sind es zwei Drittel. Da wundert es nicht, dass Science-Fiction-Filme die Städte der Zukunft oft als Ansammlungen gigantischer Wolkenkratzer darstellen, die sich bis zum Horizont erstrecken. Doch die Probleme der Stadt werden sich nicht durch futuristische Architektur und Gigantomanie lösen lassen. Denn in den Städten ballen sich nicht nur die Menschen und die Probleme unserer Gesellschaft, sie bieten auch so manche gute Lösungsansätze für eben diese Probleme.
Ob der relativ gesichtslose Berliner Neubau des Bundesforschungsministeriums an der Spree unweit des Hauptbahnhofs zu diesen Lösungsansätzen gehört, bleibe dahingestellt. Immerhin ist das hier realisierte Energiekonzept - vom Blockheizkraftwerk mit Brennstoffzelle, Solarzellen auf dem Dach und LED-Lampen in den Büros - auf der Höhe der Zeit. Städte stehen heute für drei Viertel des Energieverbrauchs und 70 Prozent vom Menschen erzeugten Treibhausgase, erinnerte Forschungsministerin Johanna Wanka bei der Eröffnung des Wissenschaftsjahrs 2015 zur Stadt der Zukunft. »Wenn wir uns auch für die Zukunft eine menschenfreundliche, lebenswerte Stadt wünschen, müssen wir uns organisatorisch und mental neu erfinden«. begründete die Ministerin die Themenwahl für das Wissenschaftsjahr 2015.
Da sowohl Forschungsförderung als auch gesetzgeberischer Rahmen für die nötigen Veränderungen die Ressortgrenzen überschreiten, hat sich das Forschungsministerium diesmal noch die Ministerien für Umwelt und Bau sowie für Wirtschaft ins Boot geholt.
Zu tun gibt es einiges. Vorschläge aus Wissenschaft, Wirtschaft und den Kommunen finden sich bei der Nationalen Plattform Zukunftsstadt. Das Wissenschaftsjahr mit seinen öffentlichen Veranstaltungen soll nach dem erklärten Willen der Ministerin diese Vorschläge unter die Leute bringen. Denn die meisten Maßnahmen für die Klimaanpassung oder die Energiesicherheit lassen sich nicht einfach von oben durchsetzen, wie die jüngsten Auseinandersetzungen über den Ausbau der Höchstspannungsnetze oder neue Windparks zeigen. Noch größere Konfliktfelder dürfte die Entwicklung des Wohnungsmarkts im Zuge der energetischen Sanierung der Altbauten und beim Umbau des Verkehrs mit sich bringen. Ministerin Wanka verwies noch auf ein weiteres Feld: den demographischen Wandel. Eine alternde und schwindende Bevölkerung steht vor allem in ländlichen Orten und kleinen Städten überdimensionierten Infrastrukturen gegenüber. Auch das generationenübergreifende Wohnen sorge bei einem Rentneranteil von 50 Prozent im Jahre 2030 für neue Fragen.
Lösungsansätze, bei denen sich Städte zunehmend selbst mit Nahrungsmitteln und Energie versorgen, gibt es längst. Doch bisher kollidiert das Bild der grünen Metropole, wie es im Morgenstadt-Konzept der Fraunhofergesellschaft entworfen wurde, mit Großprojekten von gestern, wie etwa Stuttgart 21 oder der Berliner Stadtautobahn A100. Steffen Schmidt
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