Airbus pfuscht, macht Gewinn und will Betriebe loswerden
High-Tech-Betriebe in Ulm, Unterschleißheim und Friedrichshafen könnten bald schon auf den Markt geworfen werden
So ein gutes Ergebnis hatten dem multinationalen Luft-, Raumfahrt- und Rüstungskonzern nur wenige zugetraut. Schließlich machte er auch im vergangenen Jahr vor allem mit Lieferverzögerungen und Pfusch Schlagzeilen. Trotz des Dauerärgers mit dem unreifen Transportflugzeug A 400 M und den NH90-Hubschraubern verdiente der Konzern aber so gut wie nie zuvor. Der Überschuss stieg um 59 Prozent auf gut 2,3 Milliarden Euro, teilte man am Freitag in München mit. Im operativen Geschäft schnitt der High-Tech-Konzern sogar besser ab als von Analysten erwartet. Der Umsatz habe um fünf Prozent auf 60,7 Milliarden Euro zugelegt. Der operative Gewinn vor Abzug von Steuern und Zinsen wuchs um mehr als die Hälfte auf vier Milliarden Euro.
Der Euro trägt das Seine zur Bilanz bei. Je höher der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung ist, desto niedriger der Gewinn des Flugzeugbauers. Denn dessen Kosten werden überwiegend in Euro abgerechnet, die Einnahmen dagegen in Dollar. Bei den Planungen für das vergangene Jahr hatte Airbus mit einem Durchschnittswechselkurs von 1,35 Dollar je Euro kalkuliert. Doch die Realität ließ den Eurowert um rund 20 Cent schmelzen. Das sicherte zusätzlichen Gewinn für den Konzern, der weltweit 144 000 Menschen beschäftigt.
Airbus Defence and Space musste im Gegensatz zur Zivilsparte einen Gewinnrückgang um 38 Prozent hinnehmen. Aus dem Bereich will der Konzern mehrere Teile ausgliedern und verkaufen. Das war bereits im vergangenen Herbst gemunkelt worden und auch, dass daher Tausende Arbeitsplätze auf der Kippe stehen. Es geht vor allem um die Sicherheits- und Verteidigungselektronik. Am Standort Ulm arbeiten 2500 Beschäftigte vor allem im Bereich Radartechnik. In Friedrichshafen bauen rund 2500 Airbus-Mitarbeiter Satelliten, Sonden und andere Bestandteile zur Weltraumforschung. In Unterschleißheim stellen 1400 zum Gutteil hoch qualifizierte Fachleute Flugkörpersysteme und andere Militärtechnik für die Bundeswehr her.
Nach Betriebsratsaussagen ist ein Verkauf der Spartenbetriebe an einen ausländischen Investor nicht ausgeschlossen. Das aber könnte dem Verteidigungsministerium nicht gefallen. Denn dort legt man Wert auf den Erhalt sogenannter Schlüsseltechnologien. Handfeuerwaffen, Munition, ja sogar Panzer und Schiffe könne man in aller Welt kaufen, doch wenn hochsensible Bereiche betroffen sind, dann möchte man schon eine sicherheitsstiftende Eigenständigkeit behalten.
A 380- und A 350-Maschinen mögen Hightech vom Feinsten sein, doch in den kommenden Jahren orientiert sich Airbus noch stärker auf sein Geschäft mit dem stark nachgefragten Mittelstreckenjet A 320. Ab Anfang 2017 sollen monatlich 50 statt der bisherigen 42 Maschinen der A 320-Familie aus den Hallen rollen. Dafür muss der Konzern ab 2016 die Produktion des älteren Langstreckenmodells A 330 von zehn auf sechs Maschinen pro Monat zurückfahren. Mit der Kerosin sparenden Weiterentwicklung A 330neo will man zwei Jahre später wieder an Höhe gewinnen und den Dauerkonkurrenten Boeing in Schach halten.
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