Liberaler Stern ohne Chancen

Trauer um Boris Nemzow im Herzen Moskaus

  • Irina Wolkowa, Moskau
  • Lesedauer: ca. 4.5 Min.

Die Opposition hatte für Sonntag zum Protest aufgerufen. Doch es wurde ein Trauermarsch für den ermordeten Boris Nemzow.

Eine Protest-Demo, die über weite Strecken direkt der Kremlmauer folgt. Putin-kritische Losungen mitten im Zentrum von Moskau - all das völlig legal unter den Augen der Polizei. Deren Gummiknüppel - in Moskau seit der Perestroika »Demokratisator« genannt - bedrohen nicht die Demonstranten, sondern Provokateure.

Seit Wladimir Putin vor nunmehr 15 Jahren in den Kreml einrat, träumen Russlands Liberale diesen Traum. Mit jedem Jahr schrumpfte nicht nur die Hoffnung, sondern auch die Zahl der Träumer. Am Sonntag wurde das schier Unmögliche möglich. Doch es war kein Triumph-, sondern ein Trauermarsch.

Das Ziel war die Auffahrt zu einer Brücke über die Moskwa. Dort war Freitagabend ein Mann erschossen worden, der bisher bei Massenprosten stets in den ersten Reihen marschierte und mit Leidenschaft für ein anderes Russland warb: ein freies und demokratisches.

Die Rede ist von Boris Nemzow, Speerspitze der liberalen Opposition. Ein Politiker mit...


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