Södermaso
Michael Backhaus wird Söders Mann für Kommunikation und Planung
Es herrschte gerade eine Verschnaufpause im Gerangel zwischen Horst Seehofer und Markus Söder. Nun könnte es wieder etwas lauter knistern. Der bayerische Finanzminister Söder, der für den Geschmack Seehofers ein wenig zu ungeniert auf den Thron gestarrt hatte, auf dem der Landesvater und Chef der CSU sitzt, holt sich einen Medienprofi ins Ministerium: als Kommunikationschef und mit der ausdrücklich formulierten Aufgabe, »über den Tag hinaus« zu planen.
Michael Backhaus heißt der Mann, er war Vizechef der »Bild am Sonntag«, und Chefredakteur der »Passauer Neuen Presse« war er auch schon. Jemand mit regionaler Kenntnis, der gleichzeitig über den Tellerrand hinaussehe, begründete Söder seine Entscheidung für die zusätzlich geschaffene Stelle, die den Steuerzahler reichlich 100 000 Euro an Gehalt im Jahr kostet. Eine solche Stelle gibt es in anderen bayerischen Ministerien nicht.
2018 folgt die nächste Landtagswahl, und Backhaus’ Auftrag, »über den Tag hinaus« zu planen, dürfte die Zeit nach dieser Wahl betreffen. Alles wartet nun interessiert auf Seehofers Reaktion, der das augenscheinliche Hufescharren Söders im letzten Jahr mit der Drohung beantwortet hatte, er könne auch länger. Söder hatte sich seitdem zurückgehalten, und auch Seehofer vermied es zuletzt, den ehrgeizigen Markus unnötig zu rüffeln. Mit seiner Personalentscheidung hat Söder nun den Burgfrieden zumindest in Gefahr gebracht. Auch wenn er selbst eilig versicherte, dass Seehofer den Backhaus ebenfalls schätze.
Der 58-jährige Journalist selbst freut sich über die Möglichkeit, einmal die »Seiten zu wechseln«. Dass er seine Ansichten ändert, ist nicht anzunehmen. Wie er Söder bewertet, konnte man in einem Text lesen, den er im Oktober 2014 für die »Welt« schrieb: »Söder betreibt Politik in der Tradition von Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber: viel Feind, viel Ehr und möglichst keinem Streit aus dem Wege gehen.« Söder sei ein »Alleiner«. Backhaus weiß also, was von ihm erwartet wird. Was ihn erwartet, könnte trotzdem eine masochistische Erfahrung werden.
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