Bekenntnis zur Amoral
Uwe Kalbe zur Ignoranz gegenüber zivilen Opfern in Afghanistan
Die Haltung der Bundesregierung zu zivilen Opfern in Afghanistan kann man mit dem Satz zusammenfassen: Interessiert uns nicht. Wie sonst sollte man deuten, dass die Bundesregierung weder weiß, wie viele solche Opfer die Bundeswehr zu verantworten hat, in wie vielen Fällen eine Prüfung der Schadensersatzansprüche erfolgte oder nach welchen Kriterien über Entschädigungszahlungen entschieden wurde, wenn sie doch erfolgten. Selbst dort, wo Journalisten über zivile Opfer berichteten, beließen es die Behörden bei einem nochmaligen Blick in die eigenen Akten. Stand dort vorher nichts, änderte sich das auch beim zweiten Blick nicht. Also gab es keine Opfer.
Die Bundeswehr führte (und führt) in Afghanistan zwar Krieg, wie die Regierung nach einigen Jahren schließlich einzuräumen bereit war. Doch Schadensansprüche werden nur anerkannt, wenn der konkrete Vorfall keinen Bezug zum Krieg hatte. Eine Verantwortung für sogenannte Kollateralschäden wird nicht eingeräumt. All dies mit dem durchsichtigen Zweck, die Anerkennung einer rechtlichen Pflicht zur Entschädigung auszuschließen. Doch das Bild der Bundeswehr wird durch eine versehentliche tödliche Salve viel stärker erschüttert als durch einen noch so schweren Verkehrsunfall. Das gilt offenbar als zweitrangig. Dieses Eingeständnis ist eine wichtige Korrektur öffentlich behaupteter moralischer Ansprüche der Bundeswehrmission.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.