CDU Cottbus bricht mit alten Feindbildern

Bund mit Linkspartei zur OB-Wahl beschlossen / Neskovic: Probleme der Stadt nur gemeinsam zu lösen

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: ca. 2.0 Min.
Trotz massiven Störfeuers seitens der CDU-Landesspitze kommt es zu einer Listenvereinigung für die Cottbuser Oberbürgermeisterwahl. Mit ziemlicher Sicherheit wird bei dem Urnengang am 22. Oktober auf dem Wahlzettel stehen: Holger Kelch (Allianz für Cottbus - CDU, Linkspartei.PDS, FDP, Aktive Unabhängige Bürger, Frauenliste). Die Listenvereinigung ist die maximale Form der Kooperation. Sie geht über eine Wählergruppe hinaus. Bei einer Wählergruppe wäre schon hinter »Allianz für Cottbus« Schluss. Der Bürger würde nicht noch einmal genau darauf hingewiesen, wer eigentlich hinter dem derzeitigen Ordnungsdezernenten Holger Kelch (CDU) steht. Das hätte einigen märkischen Christdemokraten besser gefallen, weil es die ungewöhnliche Zusammenarbeit von CDU und Linkspartei etwas verschleiert hätte. Zwar gibt es auf kommunaler Ebene schon andere Beispiele für eine Zusammenarbeit. Noch nie jedoch haben die Beteiligten so offen darüber geredet und auch noch so weitgehende schriftliche Vereinbarungen getroffen. Die Minimalvariante wäre eine von den anderen Partnern unterstützte Einzelbewerbung von Kelch gewesen - aber das wäre der Linkspartei zu wenig gewesen. Da hätte sie nicht mitgemacht. Am späten Donnerstagabend votierten alle 58 stimmberechtigten Teilnehmer einer CDU-Mitgliederversammlung für die Allianz. Linkspartei, FDP, Aktive Unabhängige Bürger und Frauenliste hatten bereits vorher zugestimmt und gleichzeitig je drei Delegierte gewählt. Diese Delegierten werden nun die Listenvereinigung gründen und Kelch bei der Kreiswahlleiterin Sabine Hiekel in aller Form als Kandidaten benennen - bis spätestens 14. September um 12 Uhr muss das geschehen. Die Beschlüsse der Cottbuser CDU zeugen - im Gegensatz zum Verhalten des CDU-Landesverbandes und seines Vorsitzenden Jörg Schönbohm - von der Bereitschaft, »im Interesse der Stadt neue Wege zu gehen«, lobte der Bundestagsabgeordnete Wolfgang Neskovic (Linkspartei), der sein Wahlkreisbüro in Cottbus hat. »Dies ist auch ein Bruch mit den alten Feindbildern der Union.« Es macht in der gegebenen Situation keinen Sinn, mit ideologischen Scheuklappen herumzulaufen. Die Probleme von Cottbus werden nur gemeinsam gelöst oder gar nicht.« Er halte die Allianz der fünf so unterschiedlichen Gruppierungen - »trotz anfänglicher Bedenken« - für einen gangbaren Weg, fügte der Bundestagsabgeordnete Neskovic hinzu. Am Donnerstagabend hatte der CDU-Kreisvorsitzende Michael Schierack unterstrichen: »Wir können Cottbus nur voranbringen, wenn wir unser parteipolitisches Gezänk zurückstellen.« Die Landes-CDU will keine Unterstützung geben. Aber die Befürworter der Allianz innerhalb der CDU sind zuversichtlich, dass die Cottbuser Parteifreunde ordentlich Spenden für den Wahlkampf einsammeln können. Insgesamt rechnet man innerhalb der Allianz damit, dass man nicht ganz so viel Geld in die Kampagne stecken kann wie die SPD in ihren Kandidaten Frank Szymanski investiert. Die Allianz möchte eine Kampagne mit kommunalen Themen. Prominente wie etwa Oskar Lafontaine werden nicht auflaufen, heißt es von der Linkspartei. Neben den beiden genannten Kandidaten haben sich bisher noch fünf Einzelbewerber gemel...

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