UN-Kommissar beklagt bittere Not von Millionen syrischer Flüchtlinge
Unicef: Millionen syrische Kinder und Jugendliche in »akuter Notsituation«
Rund vier Jahre nach dem Ausbruch des Bürgerkriegs in Syrien hat das UN-Kinderhilfswerk Unicef erneut auf die dramatische Lage der von dem Konflikt betroffenen Kinder und Jugendlichen aufmerksam gemacht. Etwa 5,6 Millionen Jungen und Mädchen befänden sich innerhalb der syrischen Grenzen in einer »akuten Notsituation«, erklärte die Hilfsorganisation am Donnerstag in Berlin. Bis zu zwei Millionen von ihnen seien durch den Krieg gar ganz oder zeitweise von jeglicher humanitären Hilfe abgeschnitten.
Die Zahl minderjähriger Flüchtlinge bezifferte Unicef auf ebenfalls rund zwei Millionen. Zugleich wies das Kinderhilfswerk darauf hin, dass sich der Kreis der Betroffenen weit über Syrien hinaus erstreckt. In der gesamten Regionen seien heute schätzungsweise etwa 14 Millionen Kinder und Jugendliche von den direkten oder indirekten Folgen des Kriegs betroffen. Sie litten unter Gewalt, Flucht, wachsender Armut und Hoffnungslosigkeit.
Die deutsche UNICEF-Schirmherrin Daniela Schadt rief eindringlich dazu auf, den Kindern und Jugendlichen zu helfen. »Sie brauchen Hoffnung, damit Hass und Gewalt nicht auch ihre Zukunft beherrschen«, erklärte die Frau von Bundespräsident Joachim Gauck. Humanitäre Hilfe allein könne keinen Krieg beenden. Es sei aber möglich dafür zu sorgen, dass so viele betroffen junge Menschen wie möglich »in ihren prägenden Jahren« die Chance bekämen, zu lernen und »den Schrecken zu überwinden«.
»Die Menschen sind in einer absolut verzweifelten Lage und leben von einem Tag auf den nächsten«, ergänzte die Leiterin des UNICEF-Büros in Damaskus, Hanaa Singer.
UNICEF-Angaben zufolge gehen die Folgen für die Menschen in Syrien weit über das Kampfgeschehen im engeren Sinne hinaus. Nach vier Jahren Bürgerkrieg sei die Wirtschaft des Landes völlig zerrüttet und es gebe für die meisten Familien keine Einkommensquellen mehr. Mädchen würden jung verheiratet, um ihre Familie zu entlasten, teilte die Organisation mit. Männliche Jugendliche müssten oft arbeiten oder schlössen sich bewaffneten Gruppierungen an, da es für sie keine andere Alternativen mehr gebe.
Vordringlich sei neben reinen Nothilfen daher vor allem, betroffenen Kindern und Jugendlichen einen Zugang zu Bildungs- und Ausbildungsangeboten sowie psychosozialer Hilfe gegen weit verbreitete Traumata zu verschaffen, betonten die Experten des weltweit tätigen Hilfswerks. Es müsse gezielt in derartige Projekte investiert werden. afp/nd
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