Den Wald vor lauter Bäumen
Markt und Kunst, Bedeutungslosigkeit und Sinn: die Leipziger Buchmesse 2015
Eine Buchmesse ist kein Ort für sensible Nerven. Überall schreiende Farben und schrille Botschaften, weißes Fleisch und wichtige Minen, Plüsch und steife Kragen. Und unvermittelt brandet immer, wenn man endlich mal einen Ruhepunkt gefunden hat, irgendwo irgendein Johlen auf - als würde das Innehalten hier schlicht nicht geduldet. »Die Messe ist die Hölle.« Ähnliche Sätze hört man, hinter vorgehaltener Hand, nicht selten, wenn man mit Autoren, Journalisten, Verlagsleuten spricht, die hier die Betriebsnudeln geben - und doch viel lieber, so sagen sie, am Schreibtisch oder unter der Leselampe säßen. In der zentralen Glashalle mit lautem Echo in ein Mikrofon gesprochen, hat man das aber noch nie gehört: »Die Messe ist die Hölle.«
Es war Hubert Winkels, der Oberjuror des Leipziger Buchpreises, der diesen Satz kurz vor der Verleihung sprach - um ihn sogleich in sein Gegenteil zu wenden. Der Kritiker sang ein Loblied auf das Wuseln, ...
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