Böser Bulle, guter Bulle

Andreas Fritsche über die Polizeiübungen neben einem Flüchtlingsheim in Lehnitz

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.

Panikattacken, Schlafstörungen oder depressive Apathie, die zu Drogenkonsum führen können. So werden mögliche Folgen traumatischer Erlebnisse beschrieben. Nicht auszudenken, wenn bei Kriegsflüchtlingen und politisch verfolgten Menschen verdrängte Erinnerungen wieder hochkommen, weil sie Polizeiübungen beobachten. Insofern passen ein Asylheim und die Praxistrainings der Fachhochschule der Polizei in Lehnitz nicht zusammen. Hier müsste eine Lösung gefunden werden, indem die Flüchtlinge oder die Übungen verlegt werden, so kompliziert dies jeweils auch wäre - und es wäre kompliziert! Man bedenke, dass sich neben der Fachhochschule die KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen befindet. Schüsse und bellende Hunde wären für Überlebende unzumutbar. Davor gab es Angst, als die Bildungsstätte von Basdorf nach Oranienburg umzog.

Polizisten holen in Deutschland Flüchtlinge zu nachtschlafender Zeit aus dem Bett und bewerkstelligen ihre Abschiebung. Da klingt es wie Hohn, wenn die Fachhochschule über die Willkür ausschließende Polizei fabuliert. Doch Präsident und Vizepräsident sind honorige Männer, die ihre Schüler und Studenten zu Menschlichkeit erziehen, vor Kadavergehorsam und Korpsgeist warnen, an Verbrechen von Polizeieinheiten in der Nazizeit erinnern und Schlüsse aus der NSU-Mordserie ziehen. Im Einzelfall vorgekommene rassistische Anwandlungen wurden mit Rauswurf geahndet. Das alles muss an dieser Stelle auch gesagt werden. Böser Bulle, guter Bulle - das ist nicht nur ein Trick bei Vernehmungen. Es gibt sie, die wirklich guten Polizisten. Die Fachhochschule will sie hervorbringen.

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