- Brandenburg
- MEINE SICHT
Böser Bulle, guter Bulle
Andreas Fritsche über die Polizeiübungen neben einem Flüchtlingsheim in Lehnitz
Panikattacken, Schlafstörungen oder depressive Apathie, die zu Drogenkonsum führen können. So werden mögliche Folgen traumatischer Erlebnisse beschrieben. Nicht auszudenken, wenn bei Kriegsflüchtlingen und politisch verfolgten Menschen verdrängte Erinnerungen wieder hochkommen, weil sie Polizeiübungen beobachten. Insofern passen ein Asylheim und die Praxistrainings der Fachhochschule der Polizei in Lehnitz nicht zusammen. Hier müsste eine Lösung gefunden werden, indem die Flüchtlinge oder die Übungen verlegt werden, so kompliziert dies jeweils auch wäre - und es wäre kompliziert! Man bedenke, dass sich neben der Fachhochschule die KZ-Gedenkstätte Sachsenhausen befindet. Schüsse und bellende Hunde wären für Überlebende unzumutbar. Davor gab es Angst, als die Bildungsstätte von Basdorf nach Oranienburg umzog.
Polizisten holen in Deutschland Flüchtlinge zu nachtschlafender Zeit aus dem Bett und bewerkstelligen ihre Abschiebung. Da klingt es wie Hohn, wenn die Fachhochschule über die Willkür ausschließende Polizei fabuliert. Doch Präsident und Vizepräsident sind honorige Männer, die ihre Schüler und Studenten zu Menschlichkeit erziehen, vor Kadavergehorsam und Korpsgeist warnen, an Verbrechen von Polizeieinheiten in der Nazizeit erinnern und Schlüsse aus der NSU-Mordserie ziehen. Im Einzelfall vorgekommene rassistische Anwandlungen wurden mit Rauswurf geahndet. Das alles muss an dieser Stelle auch gesagt werden. Böser Bulle, guter Bulle - das ist nicht nur ein Trick bei Vernehmungen. Es gibt sie, die wirklich guten Polizisten. Die Fachhochschule will sie hervorbringen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.