Das Drehbuch
Tom Strohschneider über die Berliner Linie gegen Griechenland
Das Drehbuch, nach dem das Ringen der SYRIZA-Regierung um eine Abkehr von der bisherigen Krisenpolitik torpediert werden soll, folgt einen simplen Plot: Diffamierung. Nicht nur Medien und Bundesregierung spielen da ihre Rollen, sondern auch ausgediente Politiker, die ihre Restlaufzeit in Brüssel absitzen.
Günther Oettinger heißt einer aus dieser Riege. Der EU-Kommissar hat sich mit Blick auf die jüngsten Gesprächsergebnisse zwischen Athen und den europäischen Eliten geäußert: abfällig über die griechische Seite, wie es zum schlechten deutschen Ton gehört. »Ärgerlich« nannte der CDU-Mann nicht nur »das Drehbuch von Tsipras«, sondern gleich auch noch dessen »Ego«, von dem Oettinger meint, es brauche »die Augenhöhe am Tisch einer Nachtsitzung mit den Regierungschefs«.
Abgesehen davon, dass Tsipras auch einer ist: In Oettingers Äußerung bricht sich beispielhaft die Mischung aus Arroganz, Abwertung und Tatsachenverdrehung Bahn, angesichts der das Agieren von SYRIZA geradezu stoisch erscheint. Das Drehbuch zur Krise, unter der Griechenland leidet, ist maßgeblich von der Troika und in Berlin geschrieben worden - und herausgekommen ist eine himmelschreiende Sozialtragödie, wie gerade erst drastisch von Wissenschaftlern bestätigt wurde. Dass sich deshalb, und weil SYRIZA so hartnäckig bleibt, auch einmal Merkel, Hollande und andere »eine Nacht um die Ohren schlagen müssen«, mag einem Oettinger nicht gefallen. Für Hunderttausende Griechen aber ist es die letzte Hoffnung.
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