Männer verdrängen Konflikte und Gefühle

Wim Wenders hat mit »Everything will be fine« einen intimen Blick auf die menschliche Seele gewagt

  • Katharina Dockhorn
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.

Wim Wenders kehrt mit »Everything will be fine« zur Fiktion zurück. Nach einem Buch des Norwegers Björn Olaf Johannessen entstand ein berührendes Drama um Schuld und Sühne. Ohne eigenes Zutun wird der Schriftsteller Tomas in einen Unfall verwickelt, der einem Jungen das Leben kostet. Das Geschehen lässt ihn nicht los. Jahre später steht der Bruder des Getöteten vor seiner Tür.

Herr Wenders, fürchten Sie auch ohne eigene Schuld in einen Unfall mit tödlichen Folgen verwickelt zu werden?
Diese Angst teilen wohl alle Autofahrer. Ich war ohne eigenes Zutun in zwei Unfälle verwickelt. Bei der Auffahrt auf die Autobahn kamen mir Geisterfahrer entgegen. Wenig später habe ich das Auto verkauft. In Berlin nutze ich das Fahrrad, das ist ungefährlich. In anderen Städten nutze ich öffentliche Verkehrsmittel.

Was hat Sie filmisch zurück auf den amerikanischen Kontinent geführt?
Der ursprüngliche Schauplatz der Geschichte war Norwegen. Dort wäre der Film niemals zu finanzieren gewesen. Mir fiel sofort Quebec ein. In diesem Teil Amerikas beschleicht mich stets das Gefühl in Europa zu sein. Der Film selbst hätte auch überall auf der Welt spielen können. Männer verdrängen Gefühle und Konflikte. Frauen gehen sie offensiv an. Alle Menschen reagieren ähnlich auf den Verlust eines Kindes, Autofahrer plagen sich mit d...


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