Die eigentliche Dimension, Mensch zu sein
Der Theologe und Psychotherapeut Eugen Drewermann über die ewige Hoffnung auf Vergebung, Kants inneren Gerichtshof und die Bedeutung der Thora für die Griechenland-Krise.
Herr Drewermann, wann haben Sie zuletzt jemandem vergeben?
Bei mir sitzt niemand auf der Anklagebank. Darum habe ich auch keinen Anlass zur Vergebung. Ich bemühe mich zu verstehen, warum Menschen etwas tun. Und dann helfe ich, so gut ich kann, Menschen dabei, eine Strategie zu finden, die ihnen selber und anderen weniger weh tut.
Haben Sie der katholischen Kirche nichts zu vergeben? Sowohl der Institution als auch Personen wie dem ehemaligen Erzbischof von Paderborn, Johannes Joachim Degenhardt, oder dem seinerzeitigen Glaubenspräfekten Joseph Ratzinger? Haben Sie mit Blick auf die damaligen Maßregelungen Ihren Frieden mit der Kirche gemacht?
Es klingt vielleicht paradox: Aber ich war nie im Unfrieden. Ich kann die Strukturen in der katholischen Kirche nicht akzeptieren, nicht ihre Art, Glauben in Dogmen zu gießen, nicht das Machtgefüge ihrer Hierarchie, die Erklärung der Unfehlbarkeit von Amts wegen, die Bindung göttliche...
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