Distomo wartet immer noch auf Entschädigung
70 Jahre nach dem SS-Massaker: Bundesregierung lehnt Zahlungen weiter ab / Deutsche Justiz verurteilte keinen der Mörder / Ort ist nur eines von vielen »Märtyrerdörfern« in Griechenland
Loukas Sechremelis erinnert sich: »Ein großer deutscher Soldat ist durch das Fenster ins Haus gestürzt. Er hat in die Luft gefeuert und dann das Magazin seiner Maschinenpistole leergeschossen. Mein kleiner Bruder und zwei Frauen waren tot.« Es war das Massaker im zentralgriechischen Bergdorf Distomo bei Delphi am 10. Juni 1944. Eine SS-Einheit tötete dort 218 Menschen - unter ihnen dutzende Kinder, die jünger waren als 14 Jahre.
Sechremelis war damals zwölf Jahre alt. Jetzt sitzt er im winzigen Wohnzimmer des Hauses, das damals zum Schauplatz der SS-»Vergeltungsaktion« wurde. Seine Stimme klingt ruhig, aber bitter: »Meine Mutter wurde verwundet, ihre Eltern und ihr junger Bruder wurden ebenfalls erschossen.«
Distomos 54-jähriger Vize-Bürgermeister Loukas Zissis erzählt, wie den Opfern die Bäuche aufgeschlitzt, wie sie zerstückelt wurden. Unter den Toten waren sein Großvater und sein Onkel.
Der damals noch keine vie...
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