Kein Geld für Impfverweigerer
Australische Regierung streicht staatliche Sozialleistungen bei Verzicht auf Spritze
Sydney. In Deutschland drohen Politiker bereits mit Impfzwang, nachdem sich die Masern wieder ausgebreitet haben. In Kanada »gesteht« eine Mutter mit sieben ungeimpften Kindern, die alle an Keuchhusten erkrankt sind, reumütig ihre »Fehler« ein. Auch die USA diskutieren seit einer Masernepidemie, die vor kurzem unter Besuchern des Vergnügungsparks Disneyland in Kalifornien ausgebrochen war, über den Trend, Kinder nicht mehr zu impfen.
Wer sich in Australien gegen eine Impfung entscheidet, dem wird das auch künftig nicht verboten. Er soll aber keine staatlichen Sozialleistungen mehr erhalten wie Zuschuss für ärmere Familien oder Unterstützung bei den Kosten der Kinderbetreuung. Maximal können einer Familie über 18 000 Dollar pro Jahr entgehen. Medizinische oder religiöse Gründe sind von den Regelungen ausgeschlossen.
Familien, die Impfgegner aus Überzeugung sind, werden die neuen Regulierungen in Australien harsch finden. Ärzte begrüßen die Regelung dagegen. »Bei der Impfung von Kindern ging es nie nur um ein Kind und eine Spritze oder um das Recht von Eltern, für sich allein zu entscheiden«, schrieb der Arzt Dean Robertson in einem Kommentar für den »Sydney Morning Herald«. »Es ist die Verantwortung einer Gemeinschaft und es ist diese Verantwortung, vor der sich die Eltern drücken. Beim Impfen geht es darum, alle unsere Kinder zu schützen.«
Die Debatte ist in Australien voll entbrannt: Eltern, die ihre Kinder nicht impfen lassen aus Angst vor Impfschäden und weil Meinungen von Bekannten oder aus dem Internet sie verunsichert haben, lieben ihre Kinder mit Sicherheit genauso wie die, die impfen lassen. Sollte also eine Regierung so sehr in die Familienstruktur eingreifen, dass sie eine Impfpflicht vorschreibt und den Eltern das Recht auf eine freie Entscheidung wegnimmt?
Andererseits sind gefährliche Erkrankungen wie Diphtherie oder Kinderlähmung nur aufgrund der Impfprogramme ausgerottet worden. Weitaus mehr Menschen ist so über die Jahrzehnte das Leben gerettet worden, als es Impfschäden gab. Impfgegner, deren Kinder nicht krank werden, ruhen sich damit auf den Errungenschaften derer aus, die impfen.
Seit jedoch immer mehr nicht mehr impfen, steigen auch die Zahlen der Kinder an, die an unter Umständen tödlichen Krankheiten wie Masern oder Keuchhusten erkranken. Auch die australische Regierung entschied sich für ihre neue sogenannte »No Jab, No Pay«-Regulierung (»Keine Spritze, kein Geld«), nachdem die Zahl der unter Siebenjährigen, die nicht geimpft wurden, in den vergangenen zehn Jahren von rund 24 000 auf 39 000 Kinder angestiegen war.
Erst im März machte das Schicksal eines Babys Schlagzeilen, das in einem Krankenhaus in Perth starb, nachdem es sich mit Keuchhusten infiziert hatte. Kleinkinder, Schwangere und ihre ungeborenen Babys sowie ältere Menschen sind besonders gefährdet, an Krankheiten wie Masern, Windpocken, Keuchhusten, Röteln oder Mumps zu sterben oder schwere Behinderungen davonzutragen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!