Fremdes Sterben

Uwe Kalbe über Ebolaepidemie und Flüchtlingstod im Mittelmeer

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 1 Min.

Die Flüchtlingskatastrophe im Mittelmeer wurde am Dienstag kurzzeitig von einer noch erschreckenderen Todesbilanz überdeckt, obwohl die neueste Zahl von 1750 Ertrunkenen seit Jahresbeginn die nachgewiesene Sterberate der Fluchtwilligen an den nordafrikanischen Küsten erneut erhöht hat. Über 10.000 Todesopfer infolge der Ebola-Epidemie sind in den drei betroffenen afrikanischen Ländern zu beklagen. Doch im Grunde kann man die beiden Zahlenangaben, dessen realer menschlicher Dimension sich der menschliche Verstand verweigern möchte, zusammenzählen. Denn anders, als die öffentliche Wahrnehmung es nun nahelegt, ist auch die Ebola-Epidemie keine der Natur geschuldete Katastrophe - ebenso wenig wie das Sterben im Mittelmeer.

Die Organisation »Ärzte ohne Grenzen« benennt die Defizite, die Ebola erst zum Massenhorror gemacht haben: fehlende Therapiemöglichkeiten und Impfungen, Medikamente und Impfstoffe auf der einen Seite, eine von Profitinteressen geleitete Pharmaindustrie auf der anderen. Hinzu kommt die politische Arroganz des Westens gegenüber dem Sterben, so lange dieses nicht die eigenen Grenzen überschreitet. Es ist dieselbe Ignoranz, die auch sein Verhalten gegenüber den Flüchtlingen diktiert. Auf große Dramen reagiere die Politik, hofft nun »Ärzte ohne Grenzen«. Das wäre neu.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.