Kritik am Bachelor wächst

Immer mehr Firmen sind mit Uniabsolventen unzufrieden.

  • Lesedauer: 2 Min.
Zu wenig Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt, zu viele Studenten, fehlende Erfahrung in der Praxis – mehr als die Hälfte aller Unternehmen, die Bachelor-Absolventen einstellen, sind unzufrieden mit den jungen Arbeitskräften.

In der deutschen Wirtschaft wächst die Unzufriedenheit mit den Bachelor-Absolventen. Nur knapp die Hälfte (47 Prozent) der vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) im Jahr 2014 befragten Unternehmen gab in einer am Donnerstag bekannt gewordenen Umfrage an, dass die Studienabsolventen ihre Erwartungen erfüllten. Im Jahr 2011 waren demnach 63 Prozent der Unternehmen zufrieden gewesen, im Jahr 2007 sogar noch 67 Prozent.

Mit den Master-Absolventen ist dagegen ein Großteil der Unternehmen zufrieden. Mehr als drei Viertel (78 Prozent) der Firmen gaben der Nachrichtenagentur AFP vorliegenden ersten Ergebnissen der DIHK-Studie an, dass die Studenten mit diesem Abschluss ihre Erwartungen erfüllten. Damit stieg die Zufriedenheit sogar an: Im Jahr 2011 hatten dies nur 65 Prozent der Unternehmen angegeben. Der DIHK befragte für die Studie insgesamt 2000 Firmen.

DIHK-Chef Eric Schweitzer führte die wachsende Unzufriedenheit mit den Bachelor-Absolventen maßgeblich auf die steigenden Studentenzahlen zurück. »Der Boom bei den Studentenzahlen geht zulasten der dualen Berufsausbildung. Wir leiden an einer Überakademisierung«, sagte Schweitzer der Tageszeitung »Die Welt« (Donnerstagsausgabe). Das führe dazu, dass viele junge Menschen studierten, die eigentlich in einer Berufsausbildung besser aufgehoben wären. Zudem sagten nur 15 Prozent der Betriebe, dass die Bachelor-Absolventen gut auf den Arbeitsmarkt vorbereitet seien.

Schweitzer sprach sich deshalb dafür aus, die Zahl der Studienplätze wieder zu verknappen. »Ich halte das unbegrenzte politische Angebot für falsch, dass jeder, der studieren will, auch studieren können soll«, sagte der DIHK-Chef dem Blatt. Die Hochschulen müssten mit »sinnvollen Zulassungsbeschränkungen, die sich nicht nur an Abiturnoten orientieren dürfen, geeignete Kandidaten für die richtigen Fächer finden«. Die Abbruchquoten seien auch viel zu hoch.

Der DIHK-Chef plädierte dafür, gerade an Gymnasien mehr über die duale Aus- und Weiterbildung zu informieren. Es müsse dort wesentlich mehr Berufsorientierung geben, sagte Schweitzer. Die Gesellschaft müsse auch aufhören, »das Studium als das Nonplusultra anzusehen«. Deutschland werde im Ausland nicht für steigenden Studentenzahlen bewundert, »sondern wir werden gebeten, unser fast einmaliges System der dualen Ausbildung in andere Länder zu tragen«. afp/nd

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