Raus aus der Warteschleife
Bernd Kammer über Michael Müllers Verantwortung am BER
Wenn zwei sich streiten, freut sich meist der dritte. Wenn alle drei sich streiten, kommt selten Freude auf, vielmehr kann alles schnell im Chaos enden. Es sei denn, einer verliert die Nerven und gibt klein bei.
Michael Müller hat die Nerven verloren und wird den ungeliebten Chefposten im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft doch übernehmen. Den wollte er nicht, im Gegenteil. Er wollte raus aus diesem Kontrollgremium, aus dem sich die brandenburgischen Minister samt Ministerpräsident bereits verabschiedet hatten, und mit den politischen Spitzen der beiden anderen Flughafeneigentümer die Gesellschafterversammlung aufwerten zu einer Art Super-Aufsichtsrat. Doch die drei zerstrittenen Gesellschafter konnten sich darauf nicht einigen, vor allem der Bund stellte sich quer.
Der Flughafenbau ist eine politische Aufgabe. Wer das Geld gibt, muss auch Einfluss ausüben können. Müller hatte keine Wahl: Entweder er zieht die Reißleine, oder der Personalstreit stürzt das Projekt BER noch weiter ins Chaos. Zu dem bekanntlich vor allem mangelnde Kontrolle geführt hat. Es wäre unverantwortlich gewesen, durch eine nur eingeschränkt arbeitsfähige Kontrollinstanz die Zügel weiter schleifen zu lassen.
Müller hat nicht unbedingt die beste Figur gemacht in diesem ganzen Hickhack, aber immerhin, er hat es beendet. Viel gewinnen kann er damit allerdings nicht, selbst wenn am BER jetzt nichts mehr schief geht. Wenn das gelänge, hätte er aber schon mehr erreicht als alle seine Vorgänger. Doch alles, was schief geht, wird nun auf ihn zurückfallen.
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