Kapitalistisches Regieren
Der Kulturwissenschaftler Joseph Vogl untersucht in seinem neuen Buch die Schnittmengen von Ökonomie und Politik
Seit Jahrhunderten gibt es eine enge Verzahnung von Politik und Wirtschaft. Diese ist Gegenstand des neuen Buches von Joseph Vogl, der vor wenigen Jahren mit »Das Gespenst des Kapitals« für Aufsehen sorgte.
Im Zuge der Finanzkrise wurde oft davon geredet, dass die Wirtschaft die Politik vor sich hertreibe oder Politiker, unter Druck gesetzt, nur auf Marktmechanismen reagieren könnten. Die Opferrolle der Politik wurde gerne mit einem Verweis auf kapitalistische Sachzwänge verknüpft, die etwa von Kanzlerin Angela Merkel als »alternativlos« verbucht wurden, als handele es sich bei der Ökonomie um eine Naturgewalt. Für den Liberalismus gehört es zum ideologischen Stehsatz, dass Ökonomie und Politik miteinander ringen. Im neoliberalen Selbstverständnis muss die Ökonomie gegen die Fesseln der Politik ankämpfen, um die Freiheit des Marktes zu garantieren. Wie eng Politik und Ökonomie, vor allem die Finanzwirtschaft verknüpft waren und sind, untersucht Joseph Vogl, Kulturwissenschaftler an der Berliner Humboldt-Universität, in seinem neuen Buch »Der Souveränitätseffekt«.
Die gängige Gegenüberstellung von Wirtschaft und Politik sei falsch...
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