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Wo wird gestreikt, wo fährt noch was?

Der Streik der Lokführer bei der Bahn im Newsblog: Vor allem Ostdeutschland vom Ausstand betroffen / Ex-Politiker Geißler: Tarifeinheitsgesetz ist das Problem / Fahrgastverband will Schlichtung

  • Lesedauer: 8 Min.

Update 17.40 Uhr: Der Bahnkonzern will angeblich auf die streikenden Lokführer zugehen. Bahnchef Rüdiger Grube kündigte in der »Bild«-Zeitung an, er wolle am Mittwoch gemeinsam mit Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber »einen Vorschlag zur Befriedung der Lage« unterbreiten. Dazu planen die beiden eine Pressekonferenz, wie es in Unternehmenskreisen hieß. Ort und Zeit wurden zunächst nicht genannt. »Der Tarifkonflikt darf nicht auf dem Rücken unserer Kunden und Mitarbeiter ausgetragen werden«, sagte Grube dem Blatt. Der Personenverkehrsvorstand Ulrich Homburg wollte sich am Dienstag bei einem Statement in Berlin nicht dazu äußern, ob es aktuell Gespräche mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer gebe.

Update 16.20 Uhr: Der Streik der Lokführer hat den Zugverkehr in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen weitgehend zum Erliegen gebracht. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hatte den Arbeitskampf am Dienstag wie angekündigt auf den Personenverkehr ausgedehnt. Im S-Bahn-Netz rollten nur 5 Prozent der Züge, im Regionalverkehr waren es 15 Prozent, im Fernverkehr ging so gut wie nichts mehr, wie ein Sprecher der Deutschen Bahn in Leipzig sagte.

Die Deutsche Bahn will im Fernverkehr auch am Mittwoch und Donnerstag trotz des Lokführerstreiks etwa ein Drittel des sonst üblichen Verkehrs auf die Schiene bringen. Der Ersatzfahrplan bis zum Donnerstagmittag ist seit Dienstagmittag im Internet unter www.bahn.de/liveauskunft abrufbar, wie das Unternehmen mitteilte. Die Bahn ermunterte ausdrücklich alle Reisenden, die tatsächlich fahrenden Züge während der Streiktage zu nutzen. Der Ersatzfahrplan sei zuverlässig, hieß es.

Update 12.50 Uhr: Wegen des Lokführerstreiks fällt der geplante Sonderzug für die Fans des Fußball-Bundesligisten 1899 Hoffenheim zum Auswärtsspiel bei Eintracht Frankfurt an diesem Samstag aus. Dies teilte die Bahn am Dienstag dem Verein mit. Der Fandachverband und die TSG-Fanbetreuung suchen nach einer neuen Lösung für die Anhänger der Kraichgauer. Geplant sei ein Umstieg auf Busse.

Update 12 Uhr: Der Lokführerstreik trifft auch Bahnchef Rüdiger Grube. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG wollte an einem Kongress der »Women Speaker Foundation« an diesem Freitag in Frankfurt teilnehmen. Die schon ab Donnerstag geplante Veranstaltung mit rund 150 Teilnehmern wurde jedoch kurzfristig abgesagt, wie die Veranstalter auf Anfrage bestätigten. Wegen des Streiks hätte es für viele Gäste und Referenten Probleme gegeben, den Veranstaltungsort im Frankfurter Bahn-Hochhaus sicher und pünktlich zu erreichen. Grube wollte über die Digitalstrategie der Bahn sprechen.

Update 9.45 Uhr: Im Regionalverkehr der Bundesländer Saarland und Rheinland-Pfalz sind nach dem Beginn des Streiks rund 60 Prozent der üblichen Züge unterwegs. Viele Menschen weichen auf die Straße aus. Zu dem befürchteten Chaos kam es bislang noch nicht. Grund: in den beiden Ländern gibt es deutlich mehr verbeamtete Lokführer, die nicht streiken dürfen, als in Ostdeutschland, wo wesentlich mehr Verbindungen ausfielen.


Der Ersatzfahrplan gelte wie angekündigt und sei »stabil angelaufen«, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn am Dienstagmorgen in Frankfurt. Er gilt zunächst für zwei Tage. Der Streik wirke sich auch auf den S-Bahn-Verkehr im Rhein-Main-Gebiet aus, teilte der Rhein-Main-Verkehrsverbund RMV auf seiner Internetseite mit. Zwei Linien entfallen demnach, die übrigen Verbindungen werden nur im Ein-Stunden-Takt bedient.

Update 9 Uhr: Die Bahngewerkschaft EVG schließt Streiks im Bahnverkehr in der laufenden Tarifrunde ebenfalls nicht aus. Der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner bekräftigte am Dienstag im ARD-Morgenmagazin: »Wenn am Ende des Prozesses wir feststellen, dass aufgrund der Eskalation das, was wir wollen, nämlich eine einheitliche Erhöhung für alle Beschäftigten um sechs Prozent und mindestens 150 Euro, nicht realisierbar ist über Tarifverhandlungen, schließen wir natürlich einen Streik auch nicht aus.« Die Gewerkschaft wolle verhindern, dass die unteren Einkommensgruppen im Tarifkonflikt abgehängt werden. »Das sind Kolleginnen und Kollegen, die für 1100 netto und 800 Euro Miete ihr Leben fristen müssen. Da kann es nicht sein, dass einzelne Berufsgruppen versuchen, aus diesem Kuchen, der zu verteilen ist im Bahnkonzern, mehr raus zu holen.« Streik sei ein probates Mittel, wenn es am Verhandlungstisch nicht mehr gehe, betonte Kirchner. Im Gegensatz zur GDL streike die EVG allerdings nicht, um Strukturen zu ändern, sondern für mehr Geld.

Update 8.25 Uhr: Der Streik der Lokführer hat den Bahnverkehr in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen am Dienstag weitgehend lahmgelegt. Im S-Bahnnetz sollen nur 5 Prozent der Züge noch fahren. Im Regionalverkehr will die Deutsche Bahn etwa 15 Prozent des normalen Angebots aufrechterhalten, wie ein Sprecher der Deutschen Bahn sagte. Die Bahn hat Ersatzfahrpläne aufgestellt. Komplett gestrichen wurden die Verbindungen zwischen Magdeburg und Leipzig, Dresden und Leipzig sowie Dresden und Berlin. ICEs von Berlin über Leipzig nach München sowie von Leipzig in Richtung Frankfurt/Main sollen aber vereinzelt fahren, hieß es.

Update 8.10 Uhr: Laut Bahnkonzern werden ein Drittel der Fernzüge sowie etwa zwei von drei Regionalzügen trotz des Streiks fahren. Besonders viele Personenzüge würden in Berlin, Halle, Frankfurt am Main und Hamburg ausfallen. Ab Mittag werde auf der Unternehmenswebsite der für 48 Stunden geltende Ersatzfahrplan veröffentlicht, teilte die Bahn weiter mit. Bereits am Montagnachmittag hatten die Lokführer einen Streik im Güterverkehr begonnen und damit massive Verspätungen und Ausfälle verursacht. Die Arbeitsniederlegungen sollen bis Sonntagmorgen dauern.

Update 7.10 Uhr: Der Streik bei der Deutschen Bahn legt einen Großteil des Zugverkehrs in Mecklenburg-Vorpommern lahm. Ein Bahnsprecher sagte, voraussichtlich werden nur rund 20 Prozent der Nahverkehrszüge im Nordosten fahren. Die im Notfahrplan ausgewiesenen Züge verkehrten auf jeden Fall. Nicht vom Streik betroffen sind die Privatbahnen, wie die Odeg und die Usedomer Bäderbahn UBB. Sie fahren planmäßig. So ist alle zwei Stunden eine Verbindung von Wismar über Schwerin nach Berlin gewährleistet.

Update 7 Uhr: Der frühere CDU-Spitzenpolitiker Heiner Geißler sieht im von der Bundesregierung geplanten Tarifeinheitsgesetz die Hauptursache für den eskalierenden Tarifstreit bei der Bahn. »Man kann diesen Arbeitskampf nur entschärfen, wenn die Bundesregierung ihren Gesetzentwurf über die Tarifeinheit zurückzieht«, sagte der ehemalige CDU-Generalsekretär dem »Münchner Merkur« (Dienstag). Der Entwurf werde ohnehin nicht in Kraft treten, da er verfassungswidrig sei, prophezeite Geißler. Das verfassungsmäßig garantierte Streikrecht könne von kleinen Gewerkschaften nicht mehr ausgeübt werden, sollte das Gesetz wie geplant in Kraft treten. Berufsgruppen wie Ärzte, Krankenschwestern und Erzieher müssten aber auch weiterhin die Möglichkeit haben, sich in kleinen Verbänden zu organisieren, sagte Geißler.

Update 6.40 Uhr: Der Fahrgastverband »Pro Bahn« hat im Bahn-Tarifkonflikt vorgeschlagen, den früheren Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche, Bischof Wolfgang Huber, als Moderator einzusetzen. »Bei einer Schlichtung gibt es am Ende einen Schlichterspruch«, sagte der Sprecher des Fahrgastverbandes, Karl-Peter Naumann, der in Düsseldorf erscheinenden »Rheinischen Post«. »Bei einer Moderation geht es erst mal darum, die Fähigkeit, miteinander zu sprechen, herzustellen«, sagte Naumann. »Als Moderator könnten wir uns den früheren Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche, Bischof Wolfgang Huber, vorstellen.«. Moderator solle »jemand mit Charisma sein, der nicht vom Fach ist, der zuhören kann und einfache Fragen« stelle. »Das Verständnis bei den Fahrgästen für die GDL nimmt dramatisch ab«, behauptete der Sprecher von »Pro Bahn«.

Update 5 Uhr: Der Streik der Lokführergewerkschaft GDL trifft am Dienstag vor allem den Regionalbahnverkehr in Brandenburg, etwas weniger die S-Bahn in Berlin. Erschwert wird die Lage durch den fortgesetzten Streik der Gewerkschaft Verdi im öffentlichen Personennahverkehr. Er legt zusätzlich in zehn Landkreisen sowie den vier kreisfreien Städten Busse und Bahnen weitgehend still.

Bei den Regionalbahnen kann die Deutsche Bahn seit Beginn des Streiks am frühen Dienstagmorgen nur einen stark reduzierten Ersatzfahrplan anbieten. Ihr Angebot liegt bei 15 bis 20 Prozent des Normalfahrplans. Der Berliner Fernbahnverkehr von ICE und IC und EC ist weniger stark betroffen. Keinen Streik gibt es im Nahverkehr hingegen bei den Eisenbahngesellschaften ODEG, NEB und EGP im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg ODEG. ODEG-Züge der Linie RE2 zwischen Wismar und Cottbus halten zusätzlich in Finkenkrug und Brieselang.

Bei der Berliner S-Bahn fahren etwa 30 Prozent der sonst eingesetzten Züge. Überhaupt nicht bedient wird die Ringbahn, außerdem fallen sechs Linien aus. Auf den restlichen sieben fahren die Züge nur alle 20 Minuten. Die S5 verkehrt dabei aber nur zwischen Strausberg und Friedrichstraße, die S7 nur zwischen Marzahn und Alexanderplatz. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) versuchen, durch zusätzlichen Einsatz von Bussen für Entlastung zu sorgen.

2 Uhr: Die Lokführer sind in der Nacht um 2.00 Uhr auch im Personenverkehr in den Streik getreten, wie ein Bahnsprecher am frühen Dienstagmorgen bestätigte. Sie wollen ihre Arbeit bis Sonntagmorgen ruhen lassen. Die Güterzüge der Bahn werden bereits seit Montagnachmittag bestreikt. Es ist der achte Ausstand im laufenden Tarifkonflikt und mit fast sechs Tagen Dauer der längste seit Gründung der Deutschen Bahn 1994. Die Bahn hat Ersatzfahrpläne aufgestellt. Demnach soll noch etwa jeder dritte Fernzug im Einsatz sein. Im Regionalverkehr will die Bahn 15 bis 60 Prozent des regulären Angebots aufrechterhalten, wobei mit den größeren Ausfällen in Ostdeutschland gerechnet wird. Im Westen der Republik gibt es unter den Lokführern noch einige Tausend Beamte, die nicht streiken dürfen. Auch die S-Bahnen sind von der Arbeitsniederlegung betroffen. Hintergrund ist der seit inzwischen zehn Monaten andauernde Tarifkonflikt der Bahn mit den Gewerkschaften. Agenturen/nd

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