Die Lola ist männlich

Keine Regisseurin findet Anerkennung der Deutschen Filmakademie

  • Katharina Dockhorn
  • Lesedauer: 2 Min.
Am 19. Juni wird in Berlin zum 64. Mal der Filmpreis «Lola» von der Deutschen Filmakademie in bis zu 18 Kategorien vergeben. Doch unter den nominierten Regisseuren findet sich keine einzige Frau.

Laura Poitras wird keine Lola gewinnen. Die in Berlin lebende amerikanische Regisseurin gewann für ihr spannendes Snowden-Projekt «Citizenfour» den Oscar. Da er mit deutschem Geld entstand, ist der Dokumentarfilm für den Deutschen Filmpreis qualifiziert. Doch bei den Nominierungen in der Kategorie Beste Regie wurde Poitras Name von den Journalisten schmerzlich vermisst. Und so trat ein, was sich bereits im Januar nach Bekanntgabe der Vorauswahl abzeichnete: In diesem Jahr wird keine Regisseurin unter den Besten des Fachs sein.

In der Regie sind Frauen weltweit chronisch unterrepräsentiert, obwohl mittlerweile mehr als die Hälfte der Hochschulabsolventen weiblich sind. Viele erregen Aufsehen mit ihren Debüts. Doch der Einstieg in den Berufsalltag ist steinig. Nur knapp über 20% der in Deutschland entstehenden Kinofilme tragen eine weibliche Handschrift. Im Durchschnitt erhalten ihre Projekte weniger Fördermittel als die ihrer Kollegen. Was sich dann bei den Filmpreisen niederschlägt. Unter den Vornominierungen für die Ehrungen des Jahres 2014/2015 fiel der Anteil der Filme, die von Frauen inszeniert wurden, auf rund 10%. Und unter die vier besten Regisseure schaffte es keine.

Da bleibt als geringer Trost, dass Neele Leana Vollmars grandiose Kinderbuchverfilmung «Rico, Oskar und die Tieferschatten» ebenso wie «Poitras »Citizenfour« für die Lolas in den Kategorien Kinder- bzw. Dokumentarfilm nominiert wurden.

Die Entscheidungen der Akademiemitglieder sind von den üblichen Ungereimtheiten gekennzeichnet. Dominik Grafs Schiller-Biopik »Die geliebten Schwestern« erhielt fünf Nominierungen, fehlt aber rätselhafter Weise unter den sechs besten Spielfilmen. Ärger erwischte es das Biopic »Elser«. Sieben Nominierungen in Einzelkategorien, aber als Film durchgefallen.

Zu Favoriten avancierten die deutsche Variante von Stephen Soderbergs Ocean-Franchise »Who Am I«, der innovative Berlin-Film »Victoria«, der an einem Stück gedreht wurde, und »Im Labyrinth des Schweigens« um einen jungen Frankfurter Staatsanwalt, der Ende der 50er unter den Fittichen von Fritz Bauer die Auschwitz Prozesse vorbereitete.

Die 65. Verleihung des DEUTSCHEN FILMPREISES wird am 19. Juni im Palais am Funkturm in Berlin gefeiert und am gleichen Abend um 22:45 Uhr im ZDF ausgestrahlt. Vom 28. bis 30. Mai organisiert die Deutsche Filmakademie in der Berliner Astor Film Lounge das »Lola Festival«. Neben Gesprächsrunden mit den Nominierten stehen ausgewählte Filme auf dem Programm, die von den nominierten Filmschaffenden präsentiert werden. Und last but not least präsentiert das Museum für Film und Fernsehen am Potsdamer Platz ab 19. Juni eine Sonderschau zu 65 Jahren Deutscher Filmpreis. Der Eintritt ist frei.

Alle Nominierungen unter: http://www.deutsche-filmakademie.de/fileadmin/downloads/DFP2015/Nominierungen_2015.pdf

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