Die Katheder-Mimosen
»Ich bin Professor, also kritisiert mich nicht« - eine hochschulkulturelle Polemik aus gegebenem Anlass
Es gab eine Zeit, in der bundesdeutsche »Ordinarien« die Götter in Schwarz waren. Das war meist die Farbe der mittelalterlichen Talare, die bei offiziösen Anlässen getragen wurden. Bekanntlich kam der Anfang vom Ende des Dünkelornats anno 1967, als die Studenten Gert Hinnerk Behlmer und Detlev Albers mit dem Spruchband »Unter den Talaren - der Muff von tausend Jahren« in Hamburg vor einer Gelehrtenprozession herliefen und prompt in ein »Konzentrationslager« gewünscht wurden. Die Aktion war symbolischer Auftakt der Universitätsreform der 1970er Jahre, durch die die Hochschule an sozialer Exklusivität verlor und sich der Gesellschaft zuwandte. Anstelle der autoritären Kathederpredigt verbreitete sich, von der einen oder anderen Extremistenjagd abgesehen, zumindest im Durchschnitt und zumal in gesellschaftswissenschaftlichen Fächern ein Lehr- und Lernstil, der sich an Diskussion, an Widerspruch, horribile dictu: an Streit orientierte.
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