Anschlag auf Kurdenpartei

HDP-Chef hatte vor »Erdogan-Diktatur« gewarnt

  • Lesedauer: 2 Min.

Istanbul. Vor zwei Büros der türkischen Kurdenpartei HDP im Süden der Türkei haben sich am Montag zeitgleich Explosionen ereignet. Wie die Zeitung »Hürriyet« meldete, wurden bei den Vorfällen in Adana und Mersin mehrere Menschen verletzt. Die Ursachen sind unklar. In Mersin war für den Nachmittag ein Wahlkampfauftritt von HDP-Chef Selahattin Demirtas geplant. Die Demokratische Partei der Völker (HDP) hatte zuletzt über Angriffe auf Wahlbüros geklagt.

Bei der Parlamentswahl am 7. Juni spielt die HDP, die laut Umfragen bei zehn Prozent der Wählerstimmen liegt, eine Schlüsselrolle. Wenn die Partei den Sprung über die Zehn-Prozent-Hürde ins Parlament von Ankara schafft, sinken die Chancen für die Regierungspartei Gerechtigkeit und Aufschwung (AKP), in der neuen Volksvertretung eine Mehrheit für Verfassungsänderungen zu erreichen. Dies aber plant Staatspräsident, um den Übergang zu einem Präsidialsystem durchzusetzen, das für den Staatschef weitreichende Vollmachten vorsieht.

Davor hatte die HDP erst am Sonntag gewarnt. Ihr Ko-Vorsitzender Selahattin Demirtas sagte gegenüber dpa in Istanbul, bei der Wahl in drei Wochen müsse verhindert werden, dass ein Präsidialsystem eingeführt werde. »Unter der Präsidentschaft würde eine Diktatur geschaffen.« Allein durch den Einzug der HDP ins Parlament in Ankara könne ein unkontrollierter Machtzuwachs Erdogans gestoppt werden. Demirtas warf Erdogan vor, Wahlkampf für die AKP zu betreiben und gegen die Verfassung zu verstoßen, die dem Präsidenten Neutralität vorschreibt. Agenturen/nd Kommentar Seite 4

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.