IS-Terroristen besetzen historische Oasenstadt Palmyra

Syrischem Weltkulturerbe droht die Zerstörung / IS kontrolliert 40 Prozent des Landes

  • Lesedauer: 2 Min.

Damaskus. Nach heftigen Kämpfen hat die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die historische Oasenstadt Palmyra in Zentralsyrien vollständig eingenommen. Zugleich gebe es Informationen, dass sich die Regierungstruppen zurückzögen, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Mittwochabend. Bei den erbitterten Gefechten seien auf beiden Seiten viele Kämpfer getötet worden. Die syrische Luftwaffe hatte Angriffe auf IS-Stellungen geflogen.

Palmyras gut erhaltene Ruinen aus den ersten Jahrhunderten nach Christus gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Die einstige Handelsmetropole gilt als einer der bedeutendsten Komplexe antiker Bauten im Nahen Osten. Es wurde befürchtet, dass die Dschihadisten die Kulturstätte zerstören könnten. Im Nordirak hatten IS-Anhänger im Frühjahr schon einmalige Kulturstätten zerstört, darunter die Ruinen der Jahrtausende alte Stadt Nimrud und die Grabungsstätte Ninive. Aufnahmen ihrer Taten stellten sie ins Internet.

Falls Palmyra vom IS zerstört werden sollte, wäre dies »ein unersetzlicher Verlust für die Menschheitsgeschichte« und auch für das syrische Volk, sagte der Direktor des Vorderasiatischen Museums Berlin, Markus Hilgert. Schließlich sei die Oasenstadt nicht nur »Identitätsort« für die Bevölkerung, sondern potenziell auch ein zentrales touristisches Ziel in dem Land.

Nach dem Vormarsch in Palmyra kontrolliere der IS nun rund 40 Prozent der Fläche Syriens, sagte der Leiter der Menschenrechtsbeobachter, Rami Abel Rahman, der Deutschen Presse-Agentur. Die Extremisten hätten zudem fast alle Ölfelder des Landes eingenommen. Der IS finanziert sich zu einem großen Teil aus dem Ölschmuggel.

Auch in Nordsyrien verlor die Armee in Kämpfen gegen Islamisten an Boden. In der Provinz Idlib rückte das Rebellen-Bündnis Dschaisch al-Fatah nach Berichten von Oppositionsmedien auf die Stadt Aricha vor. Die radikale Al-Nusra-Front, der syrische Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida, und ihre Verbündeten hatten am Dienstag den letzten großen Militärstützpunkt in der Region, eingenommen. Bei Luftangriffen der Regierungstruppen starben in Idlib mehr als 70 Menschen, darunter 22 Zivilisten. dpa/nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.