Die Hüfte von Zimmer Vier

Warum ärztliches Handeln häufig auf einem reduktionistischen Menschenbild beruht

Bekanntlich ist der Mensch mehr als sein Körper. Dennoch wird das, was manche Seele, andere Psyche nennen, in der Medizin oftmals ausgeklammert. Die Ursachen dafür sind (auch) historischer Natur.

Wer sich heute als Patient in den modernen apparategestützten Medizinbetrieb begibt, hat nicht selten Grund zum Klagen. Viele kommen sich dort vor wie Objekte, die man auf ihr jeweiliges organisches Leiden reduziert. Dieses wird dann gewöhnlich lokal therapiert, das heißt ohne Bezug darauf, dass zu einer kranken Niere oder Hüfte immer auch eine Person gehört, deren Ängste und Hoffnungen für den Genesungsprozess nicht unerheblich sind. Denn der Mensch ist, wie Philosophen sagen, eine »biopsychosoziale Einheit« und jeder Versuch, diese reduktionistisch aufzulösen, birgt die Gefahr eines Abgleitens in die Inhumanität.

Wohin es führen kann, wenn man Menschen zu Objekten degradiert, zeigen die medizinischen Experimente an KZ-Häftlingen in Nazi-Deutschland, die jedoch keineswegs aus dem Nichts erfolgten. Bereits 1883 war der Hamburger Dermatologe Eduard Arning mit einem Forschungsstipendium der Alexander-von-Humboldt-Stiftung auf die Sa...


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