Oslos Schrei
In Norwegens Hauptstadt werden die wichtigsten Werke van Goghs und Munchs in einer gemeinsamen Ausstellung gezeigt
Eine tiefe Müdigkeit legte sich über ihn, als sich der Himmel urplötzlich blutrot färbte. Erschöpft lehnte er sich gegen das Geländer, blickte über die Stadt, da unten der norwegische Fjord, blauschwarz und geheimnisvoll, da oben der Himmel leuchtend rot, das Herz bleischwer. Das muss der Moment gewesen sein, als Edvard Munch den Schrei der Natur vernahm, der ihm durch Mark und Bein ging. So zumindest beschreibt der Maler später, was er fühlte, als der Schrei geboren wurde.
Im letzten Raum wartet er: Der Urschrei. Den Mund weit aufgerissen, das Gesicht schemenhaft verzerrt, der Himmel blutorange, die Gestalten im Hintergrund versperren den Weg aus dem Bild. Der Schrei nimmt gefangen. Seine Bedeutung erschließt sich dem Betrachter nur, wenn man sich auf das Elend der Menschenseele, in die er blickt, einlassen kann. Von dem Bild sind heute vier Variationen in Gemäldeform und mehrere Lithographien bekannt. Im Munch-Museum in Oslo wir...
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