Feuer an der »Zelle 79«
Angreifer auf alternatives Hausprojekt nicht gefasst
Noch in der Tatnacht fahndete die Polizei nach den unbekannten Angreifern, erwischte sie jedoch nicht. Bis jetzt gebe es keinen neuen Ermittlungsstand, bedauerte Polizeisprecherin Ines Filohn am Montag.
In der Nacht zum 24. Mai hatten mehrere Unbekannte das vom Verein für ein multikulturelles Europa getragene Hausprojekt »Zelle 79« in Cottbus attackiert. Sie versuchten, sich Zutritt zur Parzellenstraße 79 zu verschaffen. »Dabei wurde die Eingangstür demoliert«, berichtete der Verein anschließend. Die Fassade sei mit Keltenkreuzen - einem rassistischen Symbol - beschmiert worden. Eine Fensterscheibe sei eingeworfen, ein vor dem Haus abgestellter Sessel mit Pyrotechnik in Brand gesetzt worden. Die Flammen konnten gelöscht werden, noch bevor die von besorgten Anwohnern alarmierte Polizei eintraf.
Während des Angriffs sollen die unbekannten Täter »Deutschland den Deutschen« und »Ausländer raus« gerufen haben. Die Attacke sei vorläufiger Höhepunkt einer Serie von Anschlägen gewesen, heißt es. Innerhalb eines Monats seien das Hausprojekt und die alternative Begegnungsstätte »Zelle 79« wiederholt angegriffen worden. Dabei sei die Eingangstür beschädigt, die Fassade mit einem Farbbeutel beschmutzt worden. Schon oft sei der Verein für ein multikulturelles Europa Zielscheibe rechter Übergriffe gewesen, »da er sich für eine solidarische und weltoffene Gesellschaft engagiert«. Man lasse sich aber nicht einschüchtern, versicherte der Verein. »Cottbus darf nicht zu einem brauen Ort verkommen.«
Die Autonome Antifa organisierte am vergangenen Wochenende eine Solidaritätsdemonstration vom GladHouse zum Projekt »Zelle 79«. Hinterher meldete sie 120 Teilnehmer. Den Faschisten sei deutlich zu verstehen gegeben worden: »Wir werden eure Einschüchterungsversuche nicht tatenlos hinnehmen.«
Im Vorfeld der Demonstration hatte die Autonome Anifa mitgeteilt, dass sich die Gruppe vermummter Angreifer »ersten Informationen zufolge« aus organisierten Neonazis und rechtsradikalen Fußballfans zusammengesetzt habe.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.