Amtsärzte sorgen sich um Nachwuchs
Nachfolger sind für viele Brandenburger Amtsärzte zunächst nicht in Sicht. Und so werden auf absehbare Zeit den Gesundheitsämtern in Brandenburg die Mediziner ausgehen. »Es gibt große Probleme, Amtsärzte zu gewinnen«, sagte eine Sprecherin der Landesärztekammer. Grund dafür sei aber nicht nur das Imageproblem, sondern die schlechtere Bezahlung im Vergleich zu Klinik- und niedergelassenen Ärzten, so die Sprecherin. »Eine Angleichung des Tarifes würde das Problem sicher minimieren«, sagt sie.
Landesweit gibt es nach Angaben des Gesundheitsministeriums 18 Amtsärzte und 91 Mitarbeiter im öffentlichen Gesundheitsdienst. Viele Stellen sind demnach aber vakant. Zudem gehen in den kommenden Jahren zahlreiche Mitarbeiter in Ruhestand. Wie viele Stellen im Land insgesamt offen sind, konnte das Ministerium nicht beziffern.
Ein Beispiel ist der Fall von Medizinerin Martina Pohle, die in fünf Monaten nach jahrzehntelanger Tätigkeit in den Ruhestand. Die 60-Jährige ist Fachärztin für Hygiene und Gesundheitsmedizin im Gesundheitsamt Senftenberg (Oberspreewald-Lausitz). Sie will aus privaten Gründen frühzeitig ihren Job im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) beenden, wie sie sagt. Vor 18 Monaten sei ihre Stelle öffentlich ausgeschrieben worden: ohne Erfolg. »Unser Job scheint für Bewerber nicht attraktiv genug zu sein«, meint sie. »Die Leute denken, dass wir den ganzen Tag nur am Schreibtisch sitzen und Akten hin und her schieben«, sagt die Vorsitzende des Landesverbandes der Ärzte im ÖGD, Astrid Schumann. Sie leitet seit vier Jahren das Gesundheitsamt in Königs Wusterhausen (Dahme-Spreewald).
Der Alltag sehe alles andere als langweilig aus, sagt sie. »Erst fahre ich zur Raststätte Waldeck und mache dort einen Hygienecheck, dann geht es zur Impfsprechstunde ins Asylbewerberheim und anschließend zum Flughafen Schönefeld, wo ich mit Verantwortlichen vor Ort über Ebolakontrollen berate«, beschreibt sie einen Arbeitstag. Zwischendurch fahre sie ins Amt. Amtsärzte managen mehr, als dass sie Kranke behandeln, wie sie sagt.
»Ärzte, die in Krankenhäusern angestellt sind, verdienen bis zu 1000 Euro im Monat mehr, weil für sie ein anderer Tarifvertrag angewendet wird«, erklärt der Sprecher des Brandenburger Gesundheitsministeriums, Gabriel Hesse. Alle Versuche, eine Angleichung der Tarife zu erreichen, seien bislang gescheitert. Allerdings könnten die Kommunen eine Zulage zahlen.
Weitere Lösungen werden laut Hesse gesucht. So seien Praktika von Medizinstudenten im Bereich der Gesundheitsämter möglich. Anfang Juli werde eine Arbeitsgruppe der Länder über das Thema beraten. Um die Kreise und kreisfreien Städte zu unterstützen, stelle das Land von 2015 an über 30 000 Euro für Fort- und Weiterbildung im Haushalt bereit. dpa
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