Tatort Baltimore
Armut, Gewalt und Polizeitrupps wie Schlägerbanden
Baltimore geriet mit brutaler Polizeigewalt und dem Protest dagegen weltweit in die Schlagzeilen. Die US-Stadt ist kein zufälliger Tatort.
An der Ecke North Broadway/East Fayette Street steht morgens um 10 Uhr dieselbe junge Frau mit tief zerfurchten Gesichtszügen, die auch abends zuvor den brauen Pappkarton in der Hand gehalten hat: »Homeless. Take anything. Thank you«. Die Feiertagsstimmung des Memorial Day, an dem das herrschaftliche Amerika jedes Jahr seiner toten Soldaten in allen Kriegen gedenkt, hat hier am Rande von Down Town Baltimore niemanden erfasst.
Die Obdachlose, die alles gebrauchen kann und sich bedankt, mag 40 Jahre alt sein, obwohl sie aus der Ferne, also vom Autofenster aus betrachtet, wesentlich älter aussieht. Wie genau es dazu kam, dass sie ihren Job und die Wohnung verlor, will sie uns nicht erzählen. Sie staunt darüber, dass wir unser Auto parken und mit ihr das Gespräch suchen. Sie glaubt nicht, hier als weiße Frau in durchweg schwarzer Umgebung außergewöhnlich zu wirken. Armut trifft alle. Direkt an der viel befahrenen Kreuzung steht »ihre«...
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